Angriffe auf das Streikrecht der Azubis in den Berliner Krankenhäusern

16.09.2021, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

An diesem Donnerstag um 8 Uhr haben sich etwa 300 Streikende der Berliner Krankenhäuser Charité und Vivantes vor dem Abgeordnetenhaus versammelt, um bei der letzten Plenarsitzung vor der Wahl noch einmal Druck zum Handeln zu machen. Joshua, Azubi in der Pflege, hat mit uns über seine Arbeitsbedingungen und die Angriffe auf das Streikrecht der Auszubildenden gesprochen.

1
Foto: KGK

Mein Name ist Joshua und ich bin Azubi bei der Charité. Ich war heute bei der Aktion vor dem Abgeordnetenhaus, um den Politiker:innen zu zeigen, dass wir weiterhin da sind und um den Druck erneut zu erhöhen, dass sich die Bedingungen in der Pflege endlich verbessern. Wir stehen hier, damit wir die Abgeordneten abfangen können und ihnen Briefe mitgeben, auf denen unsere Geschichten aus dem Arbeitsalltag, der von Überlastung und Personalmangel geprägt ist, stehen.

Die Situation für Azubis im Krankenhaus ist mega schwierig und wir werden daran gehindert zu lernen. Wir werden als billige Arbeitskräfte eingesetzt, obwohl wir eigentlich zusätzlich da sind. Wir haben mega Bock zu lernen, wir haben einen Lernauftrag, darum sind wir ja da, aber das wird uns verwehrt. Wir müssen teilweise Aufgaben übernehmen, für die wir noch gar nicht ausgebildet sind und die wir in der Schule noch nicht hatten, die wir nicht kennen, weil eben zu wenig Personal da ist. Das überfordert einen ziemlich.

Dazu kommt, dass wir massiv von den Schulen, das ist das BBG, ein Zusammenschluss von Charité und Vivantes, unter Druck gesetzt werden. Vereinzelt wurde Azubis mit Kündigungen gedroht, uns wurde gesagt, dass der Streik nicht rechtens wäre. Und ich finde es mega krass, dass uns gedroht wird, dass die Streiktage als entschuldigte Fehltage gelten, obwohl Streik ja ein Grundrecht ist. Und es wird uns total verwehrt, hier unser Recht auszuleben. Die üben dadurch Druck auf uns aus, dass wir nur gewisse Fehltage haben, um fürs Examen zugelassen zu werden. Die Azubis, mit denen ich gesprochen habe, die sagen, dass sie Angst davor haben, die sagen, ich möchte nicht streiken, weil sie zum Beispiel schon zu viele Fehltage haben, die das Risiko nicht eingehen wollen, nicht zum Examen zugelassen zu werden.

Die Profitmacherei im Gesundheitssektor schadet sowohl Patient:innen als auch Beschäftigten massiv. Die Beschäftigten der Krankenhäuser sind bereit so lange weiterzustreiken, bis es wirkliche Verbesserungen gibt.

Stimmen aus dem Betrieb

Du arbeitest im Gesundheitssektor oder kennst dort Menschen? Du willst deine Erfahrungen zur Arbeit oder deinem Alltag auf der Website teilen? Du hast Anmerkungen oder Kritik zu unserer Berichterstattung?

Ruf uns an oder sende uns eine WhatsApp- oder Telegram-Nachricht: 015129749527

Schreib uns eine Mail an info@klassegegenklasse.org.

Folge uns in den sozialen Netzwerken:

Twitter: @KGK_News

Facebook: Klasse Gegen Klasse

Instagram: Klasse gegen Klasse

Telegramkanal: Klasse Gegen Klasse

Mehr zum Thema