20.000 Beschäftigten droht wegen Schließung bei Nissan die Arbeitslosigkeit

11.06.2020, Lesezeit 3 Min.
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Ende Mai kündigte der japanische Automobilhersteller Nissan an, dass er in Barcelona bis Ende Dezember drei Werke schließen will. Doch dagegen regt sich Widerstand. Am Mittwoch demonstrierten 1.200 Kolleg*innen in der Innenstadt von Barcelona.

Bild: Demonstration am 10. Juni in Barcelona, La Izquierda Diario

Seit Anfang Mai befinden sich die Beschäftigten bei Nissan in Barcelona im unbefristeten Streik. Rund 3.500 Beschäftigte sind dort direkt angestellt. Weitere 20.000 arbeiten für Subunternehmen. Nissan hatte beschlossen, die Produktion in andere Länder auszulagern. Vorgeblich, weil die Werke durch die aktuelle Krise im Automobilsektor nicht mehr rentabel seien. Die katalanische Regierung hat in den letzten Jahren allerdings mehr als 25 Millionen Euro für das Unternehmen bereitgestellt und hat weitere 300 Millionen Euro angekündigt, um Nissan zum Bleiben zu bewegen. Die mitregierende Esquerra Republicana de Catalunya (ERC), die republikanische Partei Kataloniens, sprach sogar von Verstaatlichung, um das Werk zu erhalten. Ihr Plan war, über den Aktienerwerb Teilinhaber zu werden und über weitere öffentliche Gelder den Erhalt des Unternehmens sicherzustellen. Andere Parteien in Katalonien und auch die spanischen Zentralregierung wollten von diesem Plan jedoch erst gar nichts wissen. Sie verwiesen auf die Hunderten Millionen, die sie Nissan in den letzten zehn Jahren bereits an Unternehmenshilfen gezahlt hatten. Ohnehin hätte dieser Plan nur den aktuellen Status Quo beibehalten und weitere Hilfsgelder für den Konzern notwendig gemacht – ohne die Sicherheit, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Einheit im Kampf für die Verstaatlichung

In den letzten Wochen gab es bereits zahlreiche Aktionen der Kolleg*innen von Nissan und Subunternehmen. Unter anderem organisierten die Beschäftigten Demonstrationen von den Werken in die Innenstadt, protestierten vor Zulieferern und sogar vor der japanischen Botschaft. Am Freitag ist eine weitere Aktion von Beschäftigten der Subunternehmen vor dem Werk in Zona Franca geplant. Die größte spanische Gewerkschaft CCOO akzeptiert die Schließung und versucht stattdessen einige Arbeitsplätze bei Nissan in anderen Teilen des Landes zu sichern. Auf den Demonstrationen machen die Kolleg*innen jedoch deutlich, dass sie die Werke weiterführen wollen. Ein Gewerkschaftsdelegierter des Subunternehmens Acciona sagte dazu auf einer Demonstration: „Selbst wenn Nissan die Fabrik verlässt, muss das Unternehmen weiter produzieren und müssen die Arbeitsplätze erhalten bleiben“. Letzte Woche protestierten Beschäftigte im Gesundheitssektor und Nissan-Arbeiter*innen gemeinsam vor den Toren des Subunternehmens Acciona. Beschäftigte der Plattform „Sanitarias en lucha“ (Krankenhausbeschäftigte im Kampf) veröffentlichte in den sozialen Netzwerken ein Statement, in dem sie die Verstaatlichung des Unternehmens sowie die Rückgabe aller öffentlichen Gelder forderten. Sogar in einem Krankenhaus in Barcelona protestierten sie mit Sprechchören und Transparenten.

Die Koordination zwischen allen Subunternehmen sowie verschiedenen Sektoren der Klasse ist der Grundstein für den Kampf gegen die aktuelle Krise. Ein Appellieren an die soziale Verantwortung von Regierungen und Unternehmen ist dabei nutzlos. Für die Bewältigung dieser Krise ist es vielmehr notwendig, Unternehmen entschädigungslos zu verstaatlichen und unter die Kontrolle der Arbeiter*innen zu stellen. Denn die Strukturkrise und die Pandemie machen eine Umstellung der Produktion notwendiger denn je. Damit sie in unserem Interesse passiert, müssen wir selbst die Kontrolle darüber haben. Sei es über notwendige Hygienemaßnahmen aufgrund der Pandemie oder letztlich auch über die Frage, was überhaupt produziert werden muss.

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