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15 Prozent mehr Lohn am Berliner Zoo

11.05.2017, Lesezeit 3 Min.
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Die Beschäftigten des Berliner Tierparks und des Zoologischen Gartens haben nach nur einem Warnstreik ein Tarifergebnis erzielt. Das sieht Lohnerhöhungen um 15 Prozent vor.

Gut möglich, dass manche Tiere einen Schreck bekamen: Am Montag standen 75 Mitarbeiter*innen des Berliner Zoos vor dem Eingangstor und machten Lärm mit Trillerpfeifen. Der zweistündige Warnstreik richtete sich gegen Niedriglöhne. Denn ein*e Tierpfleger*in verdient nur 1.900 Euro brutto. Ähnliche Szenen spielten sich vor dem Tierpark ab, wo 50 Kolleg*innen die Arbeit niederlegten.

Der Protest zeigte Wirkung: Gleich am nächsten Tag wurde eine Lohnerhöhung beschlossen. Bei ihrer zweiten Verhandlungsrunde am Dienstag einigten sich die Gewerkschaft ver.di und der Kommunale Arbeitgeberverband auf eine Lohnsteigerung von 15,2 Prozent, verteilt über die nächsten drei Jahre. Der Zoo hatte ursprünglich 12 Prozent angeboten. In einer gemeinsamen Pressemitteilung zeigten sich beide Seiten „erleichtert über die schnelle Einigung.“ Eine Befragung der ver.di-Mitglieder über das Ergebnis läuft noch bis zum 6. Juni.

Diskutiert werden noch die „Besitzstände“, also Überbleibsel aus dem letzten Tarifvertrag, die noch für Beschäftigte gelten, die vor 2008 anfingen. Diese führen zu großen Lohnunterschieden innerhalb der Belegschaft. Mit den jetzt beschlossenen Erhöhungen sollen diese Unterschiede nach und nach abschmelzen. Im Herbst wird es neue Tarifverhandlungen für ein neues Entgeltsystem geben.

Erleichterung gibt es besonders für die Auszubildenden. Im Gespräch mit Klasse Gegen Klasse hatten diese erzählt, dass von jedem Jahrgang nur circa ein Drittel übernommen wird. Erst kurz vor dem Abschluss erfahren sie, ob sie eine Stelle bekommen – und das immer auf ein Jahr befristet. Es gibt sonst nicht viele Einrichtungen in der Hauptstadt, die zoologische Tierpfleger*innen einstellen.

Nun sollen die Regelungen zur Übernahme von Azubis aus dem Tarifvertrag Öffentlicher Dienst (TVÖD) gelten: Wenn Stellen frei sind, müssen diese mit Azubis besetzt werden. „Damit haben die Betriebsräte sowie die Jugend- und Auszubildendenvertretung ein gutes Instrument“, so ver.di-Verhandlungsführer Benjamin Roscher.

Dennoch werden die Löhne am Zoo weit unter TVÖD-Niveau bleiben und damit auch deutlich schlechter als in anderen deutschen Zoos. In vielen öffentlichen Betrieben in Berlin, zum Beispiel in den Krankenhäusern Charité und Vivantes, schwelen Konflikte gegen Niedriglöhne. Es wäre möglich gewesen, diese Kämpfe zu verbinden und TVÖD-Löhne für alle zu erringen.

Natürlich ist ein Vollstreik im Zoo nicht einfach, da der Schutz der Tiere oberste Priorität hat. Aber die Kollegen im Botanischen Garten Berlin haben nach einer Reihe von Streiktagen gerade ein Ende der Niedriglöhne durchgesetzt, und sie machen sich nicht weniger Sorgen um ihre Pflanzen. Und gute Löhne sind schließlich im Interesse der Tiere und Pflanzen.

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