Wem dient die Frauenquote?

02.11.2012, Lesezeit 2 Min.
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Bei der Debatte um die Frauenquote erscheint es oft so, als ob „die Frauen*“ fast alles erreicht hätten, nur in die Zentren der Macht sind sie noch nicht vorgestoßen. Wäre dies aber erstmal geschafft, stünden ihnen alle Türen offen. Dabei ist die gesellschaftliche Realität eine andere: signifikante Lohnunterschiede zwischen Männern* und Frauen*, ungleiche Aufteilung unbezahlter Arbeit, ein hohes Maß an Prekarisierung in sogenannten „frauentypischen“ Berufen, eine „rape culture“ in der Vergewaltigungsopfer sich auch noch vor der Öffentlichkeit rechtfertigen müssen, Objektifizierung weiblicher Körper, kurz: sexistischer Normalzustand überall.

Von der Frauenquote profitieren nicht „die Frauen*“, sondern nur eine privilegierte Gruppe und zwar auf der Basis der Ausbeutung anderer Frauen*, oft migrantisiert und prekär arbeitend, zum Beispiel als Reinigungskräfte oder Kinderbetreuerinnen. Statt Care- und Hausarbeit zu vergesellschaften, profitieren privilegierte Frauen* (und Männer*) von der Abhängigkeit vieler Frauen* von Lohnarbeit und der Möglichkeit, prekäre Bezahlung durchzusetzen. Auch die oftmals formulierte Hoffnung, Frauen* in Führungspositionen würden andere, irgendwie bessere Entscheidungen treffen, ist aus der Luft gegriffen, denn auch Frauen* müssen sich im kapitalistischen Unternehmen einer scheinbar alternativlosen Logik der Profitmaximierung beugen.

Was Simone de Beauvoir 1949 schrieb, gilt heute immer noch: „Man darf jedoch nicht glauben, das bloße Nebeneinander von Wahlrecht und Beruf wäre bereits eine vollkommene Befreiung: Die heutige Arbeit ist nicht Freiheit.“ Wer das erkennt, erkennt auch, dass die Emanzipation der Geschlechter und der Klassenkampf Hand in Hand gehen müssen – ohne der alten Vorstellung von Haupt- und Nebenwiderspruch das Wort zu reden.

Die „*“ sollen dem rein gesellschaftlichen Charakter von Geschlechtlichkeit Rechnung tragen.

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