RIO tritt der FT-CI als sympathisierende Sektionen bei

31.08.2011, Lesezeit 6 Min.
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Nach mehr als anderthalb Jahren der Diskussion mit der Trozkistischen Fraktion – Vierte Internationale (FT-CI), tritt RIO als sympathisierende Sektionen in Deutschland und der Tschechischen Republik bei.

La Verdad Obrera (Parteizeitung der PTS, argentinische Sektion der FT-CI) befragte Wladek Flakin und Stefan Schneider über diesen Fortschritt in der Beziehung mit der FT.

LVO: Wie ist RIO entstanden?

Wladek: RIO (die Revolutionäre Internationalistische Organisation) wurde im Januar 2010 durch die unabhängige Jugendorganisation REVOLUTION mit Präsenz in Deutschland und der Tschechischen Republik gegründet [1], welche zuvor drei Jahre lang versucht hatte, eine unabhängige trotzkistische Jugendorganisation aufzubauen, indem sie hauptsächlich SchülerInnenarbeit, aber teilweise auch Universitätsarbeit und eine Pionierarbeit in der ArbeiterInnenbewegung. Allerdings war diese theoretisch-politische Arbeit samt ihren Erfahrungen unzureichend, um uns auf nationaler und internationaler Ebene aufzubauen. Der Grund war unser begrenztes Programm, die geringe theoretische Ausarbeitung der wichtigsten internationalen Probleme und die unklare politische Praxis unseres Internationalismus. Uns dem gewiss zu werden, war nicht leicht: Es waren viele Erfahrungen nötig, auch einige sehr negative, bevor wir uns die Aufgabe stellten, eine seriöse Kaderorganisation mit einem wissenschaftlichen Programm und einer professionellen Struktur aufzubauen.

Stefan: Als einen ersten Schritt in diese Richtung entschieden wir, intensiv mit einigen trotzkistischen Tendenzen zu diskutieren, um unser Programm zu definieren. Während die Diskussionen mit anderen Strömungen schnell zu wichtigen programmatischen Differenzen führten, zeigten die Diskussionen mit der Trotzkistischen Fraktion – Vierte Internationale (FT-CI) breitere Übereinstimmungen, die uns eine Basis für tiefgründigere Diskussionen boten.

LVO: Wie begann die Beziehung mit der FT-CI und wie verlief der Diskussionsprozess?

Wladek: Die Beziehung mit der FT bestand vor allem in der Zusammenarbeit mit den GenossInnen der FT in Deutschland. Sie waren um die Zeitschrift „Internationaler Klassenkampf“ (IK) organisiert . In dem Maße, in dem wir die Möglichkeit der Eröffnung einer neuen Epoche mit dem Ende der bürgerlichen Restauration, die sich in der inzwischen vier Jahre währenden Weltwirtschaftskrise ausdrückt, immer besser verstanden, realisierten wir die Notwendigkeit (nicht nur abstrakt, sondern ganz konkret) des Wiederaufbaus einer revolutionären ArbeiterInneninternationale. Auf dieser Grundlage begannen wir Diskussionen mit den GenossInnen von IK. Solche u.a. über die bürgerliche Restauration und den Wiederaufbau der IV. Internationale.

Stefan: Außerdem versuchten wir in dem Maße, in dem programmatische Übereinstimmungen voranschritten, gemeinsam in Studierenden- und ArbeiterInnenkämpfen zu intervenieren (in den wenigen, die es in Deutschland gab, so wie den Bildungsstreik 2009 in Berlin, als wir studentische Solidarität mit einem Kampf der ArbeiterInnen der Universität organisierten und die einzige gemeinsame Versammlung von ArbeiterInnen und Studierenden auf Bundesebene durchführten). Wir suchten gemeinsam Lektionen aus den Kämpfen zu ziehen, die sich auf internationaler Ebene ergaben, so wie die Proteste des „Französischen Herbstes“, des Arabischen Frühlings und der Bewegung der ”Empörten” im Spanischen Staat. Auf diese Weise konnten wir auch in der Kritik der wichtigsten reformistischen und zentristischen Strömungen auf internationaler Ebene sowie derjenigen, die unsere wichtigsten KonkurrentInnen in Deutschland und der Tschechischen Republik sind, voranschreiten.

Wladek: Der größte Fortschritt in diesem Sinne war die Durchführung einer Sommerakademie mit GenossInnen von RIO und der FT aus Deutschland, der Tschechischen Republik, Frankreich, dem Spanischen Staat und dem Vereinigten Königreich. Den Inhalt bildeten intensive Diskussionen über die internationale Situation sowie über die Länder, in denen wir präsent sind. So konnten wir in der politischen und wirtschaftlichen Charakterisierung Europas im Rahmen der internationalen Krise voranschreiten, als Basis für die konkreten Perspektiven des Aufbaus unserer Gruppen.

LVO: Was bedeutet es für Euch, von jetzt an sympathisierende Sektion der FT-CI zu sein?

Stefan: Zunächst möchte ich sagen, dass wir sehr viel Arbeit vor uns haben. So z.B. in der Charakterisierung sowohl des Regimes eines der wichtigsten imperialistischen Länder weltweit als auch desjenigen eines ehemaligen degenerierten ArbeiterInnenstaates, oder in der Wiederaneignung der trotzkistischen Tradition in diesen Ländern. Wenn wir dort vorankommen, wird dies – so glauben wir – auch die FT als Ganzes einen qualitativen Schritt nach vorn bringen. Dazu kommt die Notwendigkeit, unsere strategisch-programmatischen Übereinstimmungen, die wir mit der FT haben, in eine konkrete Orientierung zu übersetzen, sowohl für Deutschland als auch für die Tschechische Republik. Das muss sich in der Eroberung einer Bastion in der Universität ausdrücken, mit der wir eine Studierendenbewegung formen können, die Kader besitzt, welche im politischen Kampf der Strömungen intervenieren können und die eine Orientierung auf die ArbeiterInnenklasse besitzen, um die Tradition der Einheit von ArbeiterInnen und Studierenden zurückgewinnen zu können.

Wladek: Wir sehen heute in verschiedenen Ländern – sowohl in zentralen als auch in halbkolonialen – das ungleichzeitige Erwachen einer neuen kämpferischen Jugend. Trotz des großen subjektiven Rückschritts, den die bürgerliche Restauration mit sich brachte, fordert sie auf verschiedene Arten zunehmend ihre Regierungen heraus. Der bisher vielleicht tiefgründigste Ausdruck dessen ist Chile, wo große Teile der Jugend gemeinsam mit der ArbeiterInnenbewegung kämpfen wollen, um das neoliberale Post-Pinochet-Regime zu stürzen. Wir wissen, dass die Jugend in der Geschichte oftmals als Vorläufer von schärferen Klassenkampfsituation agierte und sogar eine wichtige Rolle in der Entstehung einer radikalisierten ArbeiterInnenbewegung spielen konnte. Daher sehen wir die Notwendigkeit, uns in der Studierendenbewegung aufzubauen, um mit der Schaffung eines revolutionären Pols zu beginnen, von dem aus wir in der ArbeiterInnenbewegung intervenieren können, da wir bisher noch keine Verankerung in der ArbeiterInnenklasse haben.

Stefan: Wir reden hier über die ersten Schritte in einer Reihe von Vorbereitungsaufgaben für einen zukünftigen Ausbruch es Klassenkampfs. Wir denken, dass die größere Erfahrung der FT im politischen Kampf sowohl in der Studierendenbewegung als auch in der ArbeiterInnenbewegung uns helfen kann, in diesem Sinne in Deutschland und Tschechien voranzukommen, und auf diese Art und Weise einen Beitrag zum Wiederaufbau der IV. Internationale als Weltpartei der sozialistischen Revolution zu leisten.

Fußnote

[1] Unsere Schweizer GenossInnen waren natürlich auch Gründungsmitglieder, sind aber inzwischen integriert als Teil der deutschen Sektion.

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