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Jordan Neely: Arm, Schwarz, behindert, ermordet

Während einer psychischen Krise wurde Jordan Neely in der New Yorker U-Bahn erwürgt.

Jordan Neely: Arm, Schwarz, behindert, ermordet
Am 5. Mai kam es in New York zu Protesten, um Gerechtigkeit für Jordan Neely zu fordern. Bild: Meir Chaimowitz / shutterstock.com

Jordan Neely, ein 30-jähriger Schwarzer Mann, der als Michael-Jackson-Double arbeitete, erlitt am Montag, den 3. Mai eine psychische Krise im New Yorker F-Train. Laut zuschauenden Passagieren erzählte Neely von Hunger, Durst und Müdigkeit und dass er sogar bereit wäre, die Nacht im Gefängnis zu verbringen. Er war laut, hielt jedoch Abstand zu den anderen Passagieren. Statt Hilfe zu bekommen, wurde er ermordet.

Sein Mörder, weiß, ist ein ehemaliger US Marine, der Name ist noch unbekannt. 15 Minuten lang hielt er Neely in einem Würgegriff, während eine weitere Person ihn zu Boden drückte. Jordan Neely starb an der Attacke. Sein Mörder wurde nicht angeklagt und zügig aus dem Polizeigewahrsam entlassen.

Neely wurde ermordet, weil er arm, Schwarz und behindert war. Die Kriminalitätsrate in New York sinkt, doch Polizeipropaganda und Medienangriffe gegen Obdachlose sowie behinderte Menschen steigen. Hunger, Durst und Müdigkeit hätten Neely erspart bleiben sollen. Er hatte ein Zuhause mit ausreichend Lebensmitteln verdient. Er hatte Medikamente und ärztliche Unterstützung für seine mentale Gesundheit verdient. Sein Mörder sollte nicht davonkommen.

Eric Adams, New Yorker Bürgermeister und ehemaliger Polizist, setzt sich dafür ein, dass Menschen mit psychischen Problemen eingewiesen werden. Er sorgt damit dafür, dass die Angst vor Obdachlosen zunimmt – Angst, die mit mehr Polizei im U-Bahnnetz besänftigt werden soll, obwohl die Kriminalität eigentlich sinkt.

Eine Einweisung ins Krankenhaus klingt vielleicht nach einer simplen Lösung, doch die Maßnahme bedeutet noch mehr ungestrafte Polizeigewalt und mehr Profit für die privatisierten Krankenhäuser, die Patient:innen mehr lagern als pflegen, sowie erhöhte Belastung für die Krankenhausbeschäftigten. Stattdessen fordern wir kostenfreien Wohnraum, mehr Lohn, Vollbeschäftigung sowie die Ausbildung von mehr Arbeiter:innen und nicht von Polizist:innen, um in Krisensituationen zu agieren und Menschen mit Behinderungen zu helfen.

Dass Neelys Mörder ohne Anklage entlassen wurde und seine Identität anonym bleibt, zeigt, dass die Polizei auf der Seite des Täters steht und ihn deckt, unterstützt von der Berichterstattung der kapitalistischen Medienkonzerne. Die Polizei muss als Institution verstanden werden, die zivile Mörder schützt und sogar bestärkt. Neelys Mörder muss enttarnt, nicht umsorgt werden.

Ob Eric Adams in New York oder Karen Bass in Los Angeles, auch die Demokraten haben keine Antwort auf Obdachlosigkeit. Während Republikaner mehr Polizei fordern, fordern Demokraten die Finanzierung von privaten Krankenhäusern und mehr Geld für die Polizei. Beide Parteien vertreten nur die Interessen von Vermieter:innen, Kapitalist:innen und Polizei. Um Armut und Rassismus tatsächlich zu überwinden, müssen wir für den Sozialismus kämpfen. Wohnraum, Lebensmittel, gesundheitliche und psychiatrische Versorgung sind Menschenrechte, die nur von Arbeiter:innen und Unterdrückten erkämpft werden können.

Arbeiter:innen aus dem Gesundheitswesen, insbesondere auch Fachkräfte für psychische Gesundheit müssen für diese Forderungen kämpfen und im Einklang mit der Community entscheiden, wie für psychsich Beeinträchtigte gesorgt werden soll. Dem Ruf nach besserer Pflege, mehr psychiatrischen Angeboten und mehr Geld für Bildung und Wohnraum, statt für die Polizei, müssen sich auch die Beschäftigten und Gewerkschaften der U-Bahn anschließen. Sie müssen gegen die rassistische Gewalt, auch seitens der Polizei, protestieren.

Als Michael-Jackson-Double hat Jordan Neely den New Yorker:innen ihre U-Bahnfahrt versüßt. Sein psychischer Zustand war eine Folge der Armut, gegen die wir kämpfen müssen – für ihn und diejenigen, die vor ihm von der Polizei oder aus Selbstjustiz ermordet wurden. Nahrung, Wohnraum und besonders die Versorgung für die psychische Gesundheit sind Menschenrechte. Der Kampf gegen Armut kann nur erfolgreich sein, wenn wir ihn gegen Vermieter:innen, Kapitalist:innen und die Polizei richten. Das Gesundheitssystem muss unter Arbeiter:innenkontrolle gestellt werden und die Umsetzung unserer Forderungen müssen wir als Gewerkschaften, Mieter:innenkommitees und politische Organisationen erstreiken.

Gerechtigkeit für Jordan Neely!

Dieser Artikel erschien erstmals am 3. Mai bei Left Voice.

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3 thoughts on “Jordan Neely: Arm, Schwarz, behindert, ermordet

  1. Chris sagt:

    bin durch zufall hier gelandet und geschockt .. sowohl das schicksal neelys als auch die Art & weise wie dieser artikel verfasst ist lassen einem die haare zu berge stehen. erst als ich weiter unten gesehen habe wer das ganze verfasst hat wurde mir einiges klar smh..

    liegt ihnen im ansatz was an neely ? lg

  2. Chris sagt:

    2015: Jordan Neely kidnaps 7 year old
    2019: Jordan Neely attacks an old man
    2021: Jordan Neely attacks 67 year old woman and breaks her nose

    In der Subway verhielt er sich aggressiv und hat gedroht Menschen umzubringen, bis er von Daniel Penny und einem weiteren Fahrgast gestoppt wurde. Aber klar, nur ein armer und behinderter schwarzer Mann.

    Daniel Penny ist ein HELD!
    givesendgo.com/daniel_penny

  3. Ray sagt:

    Da die Zensur eher ein Mittel der Faschisten ist, danke für die Möglichkeit der Kommentierens.

    Als er 24 war wurde Neelys Mutter vor seinen Augen von seinem Stiefvater ermordet.
    hatte PTBS, Schizophrenie, war Autist(fraglich?) und schwer depressiv.
    Aufgehalten wurde er von einem Soldaten, der eins ohne zu fragen gelernt hat: nämlich seine Landsleute mit allen Mitteln zu verteidigen.
    Die Staatsanwaltschaft fand nichts belastendes und der Verstorbene kann schließlich keine Anzeige erstatten. Also wurde er freigelassen.

    Sachlich betrachtet kann man davon ausgehen, dass die Sache nicht so eskaliert wäre, wenn es ein funktionierendes Gesundheitssystem gegeben hätte.

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