Ich werde kämpfen bis zum Tod und nichts wird mich brechen

26.06.2025, Lesezeit 7 Min.
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Foto: Interview mit Mo Alattar / Baki Devrimkaya (Klasse Gegen Klasse)

Der palästinensische Hafenarbeiter Mo fordert seine Gewerkschaftsführer der ver.di auf, sich gegen den Genozid in Palästina zu positionieren. Mo kommt aus Gaza – und umso wichtiger ist für ihn der Kampf gegen den Zionismus.

– English below –

Seit dem 7. Oktober 2023 bombardiert die israelische Regierung kontinuierlich nicht nur Gaza, sondern auch den Libanon, Syrien, Jemen und aktuell aktiv wieder den Iran. Die aktuellen Angriffe vor allem auf den Iran deuten auf eine Provokation eines Regionalkriegs. 

In Zeiten dieses Genozids und der Unterstützung Israels durch imperialistische Länder wie die USA und Deutschland kommt den Arbeiter:innen an den internationalen Häfen eine besondere Aufgabe zu: Waffenlieferungen stoppen. Wie in Genova können Waffenlieferungen direkt am Hafen blockiert und aufgehalten werden, wenn die Beschäftigten sich kollektiv dagegen wehren.

Dieser Meinung ist auch Mohammed Alattar vom Hamburger Hafen. Er arbeitet dort seit vielen Jahren und der Genozid in Gaza ist für Mohammed nicht nur politisch, sondern auch persönlich lebensbestimmend – seine ganze Familie lebte in Gaza, bevor über 80 Verwandte von ihm durch israelische Bomben, Panzer und Drohen getötet wurden.

Umso wichtiger sind seine Erkenntnisse, Erfahrungen und politischen Einschätzungen zum Genozid in Gaza, besonders als Gewerkschaftsmitglied. Für seine Gewerkschaftsführung hat er wenig übrig, weil er sich von ihnen im Stich gelassen fühlt. Er erwartet eine klare Positionierung und Solidarisierung mit dem palästinensischen Volk.

In einer Nachricht an unsere Redaktion schreibte er folgende Erklärung:

Meine Gewerkschaft ver.di nimmt mich nicht ernst. Meine Fragen wurden ignoriert, die Gewerkschaft hat mir deutlich gezeigt – offiziell und schriftlich –, dass das Leben von Palästinensern wertlos ist. Genauso, wie das Leben von Palästinensern für Zionist:innen und die Besatzung des israelischen Apartheidstaats nichts zählt.

Diese Missachtung, Ignoranz, Heuchelei, Arroganz und Feigheit, toleriere ich nicht und werde ich auch nicht tolerieren. Ich werde kämpfen bis zum Tod und nichts wird mich brechen. Meine moralische, menschliche und historische Pflicht ist, diesen Kampf durchzuführen.

Am 11. Juni 2025 war meine letzte Sitzung mit ver.di, und zwar mit der Gruppe „Arbeitskreis Frieden“. Sie haben mir vorgeschlagen, ein Interview für die ver.di-Zeitung zu geben. Ich habe das abgelehnt, weil das Leben von 70.000 Palästinensern mehr wert ist als ein Artikel. Es braucht viel mehr Arbeit, Mühe und Aktionen – und keine Heuchelei und schüchterne Solidarität. 

Ich habe diesen Vorschlag abgelehnt und habe auch abgelehnt, zu einem Treffen mit der Gewerkschaftsleiterin in Hamburg zu gehen, weil sie mich lange Zeit ignoriert hat. Ihre Ignoranz gegenüber meinen Fragen, mir gegenüber, ist Missachtung gegenüber den Palästinensern und das werde ich weder tolerieren, noch vergessen. 

Ich habe entschieden und auch der Gruppe „Arbeitskreis Frieden“ gesagt, dass ich ver.di jetzt boykottiere und meinen Kampf veröffentlichen werde.

Mo, der weiterhin am Hafen in Hamburg arbeitet, plant bereits eine groß angelegte Kampagne mit Vernetzungstreffen, Veranstaltungen und Kundgebungen, auf denen er von seinem Kampf gegen ver.di und seinen Erfahrungen als Palästinenser erzählen wird. 

Seine Forderungen sind:

A. Anerkennung seines Leids und Verlustes in Form eines solidarischen Briefes von ver.di
B. Positionierung der ver.di-Führung gegen den Genozid im Gazastreifen
C. Veranstaltung und Events organisieren, wo verschiedene Arbeiter:innen in verschiedenen Bereichen über die Palästinenser:innen und Palästina sprechen können

Wir solidarisieren uns mit Mo und allen Palästinenser:innen in Deutschland, die von ihren Gewerkschaften im Stich gelassen wurden und hier kriminalisiert werden.

Free Palestine!

I will fight to the death and nothing will break me.

Since October 7, 2023, the Israeli government has been continuously bombing not only Gaza, but also Lebanon, Syria, Yemen, and currently Iran again. The current attacks, especially on Iran, point to a provocation of a regional war.

In times of this genocide and the support of Israel by imperialist countries such as the US and Germany, workers at international ports have a special task: to stop arms deliveries. As in Genoa, arms deliveries can be blocked and stopped directly at the port if the workers collectively resist.

Mohammed Alattar from the port of Hamburg shares this view. He has worked there for many years and the genocide in Gaza is not only politically important to Mohammed, but also personally life-defining – his entire family lived in Gaza before over 80 of his relatives were killed by Israeli bombs, tanks, and drones.

This makes his insights, experiences, and political assessments of the genocide in Gaza all the more important, especially as a union member. He has little regard for his union leadership because he feels they have let him down. He expects them to take a clear stand and show solidarity with the Palestinian people.

In a message to our editorial team, he wrote the following statement:

My union, ver.di, does not take me seriously. My questions have been ignored, and the union has made it clear to me—officially and in writing—that the lives of Palestinians are worthless. Just as the lives of Palestinians count for nothing to Zionists and the occupation of the Israeli apartheid state.

I do not and will not tolerate this disregard, ignorance, hypocrisy, arrogance, and cowardice. I will fight to the death and nothing will break me. It is my moral, human, and historical duty to carry on this struggle.

On June 11, 2025, I had my last meeting with ver.di, specifically with the “Peace Working Group.” They suggested that I give an interview for the ver.di newspaper. I declined because the lives of 70,000 Palestinians are worth more than an article. It takes much more work, effort, and action—and no hypocrisy or timid solidarity.

I rejected this proposal and also refused to attend a meeting with the union leader in Hamburg because she has ignored me for a long time. Her ignorance of my questions and of me is disrespectful to the Palestinians, and I will neither tolerate nor forget that.

I have made my decision and have also told the “Arbeitskreis Frieden” group that I am now boycotting ver.di and will publicize my struggle.

Mo, who continues to work at the port in Hamburg, is already planning a large-scale campaign with networking meetings, events, and rallies where he will talk about his struggle against ver.di and his experiences as a Palestinian.

His demands are:

A. Recognition of his suffering and loss in the form of a letter of solidarity from ver.di
B. Positioning of the ver.di leadership against the genocide in the Gaza Strip
C. Organizing events where different workers in different sectors can talk about the Palestinians and Palestine

We stand in solidarity with Mo and all Palestinians in Germany who have been abandoned by their unions and are being criminalized here.

Free Palestine!

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