Ethnische Säuberung: Israel reißt palästinensische Häuser in Silwan ab

05.07.2021, Lesezeit 4 Min.
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Foto von Rostislav Glinsky / shutterstock.com

Die israelische Armee hat mit dem Abriss von Häusern im Ost-Jerusalemer Stadtteil Silwan begonnen und unterdrückt Bewohner:innen und Aktivist:innen. Die palästinensische Bevölkerung leistet heftigen Widerstand gegen diese verbrecherischen Angriffe.

Am Dienstag begann die israelische Armee mit den gerichtlich angeordneten Abrissen im besetzten palästinensischen Viertel Silwan in Ost-Jerusalem. Begleitet von Bulldozern zerstörte die Armee eine Metzgerei, einen von mindestens acht Orten in der Nachbarschaft, die unter Abrissbefehl stehen. Israelische Soldaten setzten Tränengas, Gummigeschosse und Schlagstöcke gegen die palästinensischen Bewohner:innen und Aktivist:innen ein, die versuchten, das Gebäude zu verteidigen. 13 Menschen wurden verletzt und drei Personen verhaftet.

Silwan ist die Heimat von mindestens 33.000 Palästinenser:innen, von denen viele seit den 1960er Jahren nach dem Sechstagekrieg, als Israel einen Großteil Jerusalems besetzte, in diesem Viertel leben. Die Bewohner:innen sind seit Jahren das Ziel israelischer Siedler:innen und zionistischer Organisationen. Familien im al-Bustan-Gebiet von Silwan kämpfen seit 2005 gegen Abrissverfügungen für fast 90 Gebäude, nachdem ein israelisches Gericht behauptete, die palästinensischen Familien würden Häuser ohne Genehmigung bauen. Das Gericht entschied zugunsten der Siedler:innenorganisation, welche das Land für einen Nationalpark und eine touristische Attraktion nutzen möchte.

Genau wie im Ost-Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah, wo die israelische Aggression im Mai einen Höhepunkt erreichte, sind diese gerichtlich angeordneten Abrisse und Vertreibungen, Teil eines breiteren politischen und territorialen Kampfes, um Tausende von Palästinenser:innen aus strategischen Gebieten in der Stadt zu entfernen, die zur Hauptstadt des Staates Israel gemacht werden soll.

Die Situation in Silwan eskalierte drei Wochen vor den Ereignissen vom Dienstag, als die Jerusalemer Stadtverwaltung am 7. Juni den betroffenen Bewohner:innen – etwa 130 Personen – befahl, ihre eigenen Häuser abzureißen und das Gebiet zu verlassen. Wenn sie dies nicht täten, würde die Stadtverwaltung die Häuser zerstören und den Familien rund 5.000 Euro Abrisskosten in Rechnung stellen.

Israelische Gesetze machen es palästinensischen Familien nahezu unmöglich, gegen diese Abrissverfügungen in den besetzten Gebieten Widerspruch einzulegen. Laut Mohammed Dahleh, einem Anwalt, der einige der Familien in Silwan vertritt, „können Juden jeden Besitz zurückfordern, von dem sie behaupten, dass er ihnen vor 1948 gehörte, während Palästinenser, die ihre Heimat in 500 Dörfern innerhalb Israels, einschließlich West-Jerusalem, verloren haben, ihren Besitz nicht zurückfordern können.“ Dahleh merkt an, dass, „wenn die israelischen Gerichte diese Art der Zwangsumsiedlung schließlich genehmigen, [die Bewohner von Silwan] zum zweiten Mal zu Flüchtlingen werden.“

Die neue israelische Regierung, die vom ultrarechten Siedler Naftali Bennet angeführt wird, hat bereits angekündigt, dass sie sich keinen Millimeter aus dem Westjordanland zurückziehen wird. Bennet selbst ist seit langem ein Befürworter der vollständigen Annexion des Gebiets. Die neue Regierung hat bereits den Gazastreifen bombardiert und gezeigt, dass es die ethnische Säuberung der Palästinenser:innen durch zunehmende Abrisse und Zwangsumsiedlungen fortsetzen wird.

Doch seit dem Waffenstillstand hat die palästinensische Bevölkerung in Sheikh Jarrah, Silwan und anderen Vierteln in den besetzten Gebieten weiterhin heftigen Widerstand gegen die israelische Repression geleistet. Gleichzeitig bekämpfen die Palästinenser:innen die Führung der Palästinensischen Autonomiebehörde für ihre Kollaboration mit dem Staat Israel, der Jahr für Jahr seine Grenzen vorschiebt. Auf diese Weise wird der historische palästinensische Widerstand von einer hart arbeitenden Jugend erneuert, die angesichts der kriminellen Angriffe Israels nicht nachgeben wird.

Dieser Artikel erschien zuerst am 1. Juli 2021 bei Left Voice

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