Chile: Wie die Reinigunsbeschäftigten im Krankenhaus Antofagastas siegten
Ohne Reinigung, keine Gesundheit! Der zwölftägige Streik der Gewerkschaft Siglo XXI der Reinigungsbeschäftigten stellt einen historischen Sieg gegen die unnachgiebige Konzernleitung dar. Verschiedene Sektoren solidarisierten sich mit dem Kampf und die bürgerliche Medien sahen sich gezwungen, darüber zu sprechen.

Nach zwölf Streiktagen gelang es den Reinigungsbeschäftigten von Siglo XXI, die hauptsächlich Frauen und Migrant:innen sind, die große Mehrheit ihrer Forderungen gegenüber dem multinationalen Unternehmen Sacyr durchzusetzen. Über die Mobilisierung wurde in den lokalen und nationalen Medien berichtet.
Der Erfolg dieses Kampfes beschränkte sich nicht nur auf wirtschaftliche Forderungen wie etwa einer Gehaltserhöhung für das Leben in einer der teuersten Städte Chiles, sondern gelang es, gute Hygienebedingungen im Krankenhaus zu erhalten.
Die Beschäftigten wiesen insbesondere auf den Widerspruch hin, dass der Konzern selbst im vergangenen Jahr mehr als 3,9 Milliarden Pesos (um die 4 Millionen Euro) eingenommen hat, aber weiterhin behauptete, es sei kein Geld da, um zusätzliches Personal einzustellen oder die Löhne zu erhöhen, die nicht über den Mindestlohn hinausgingen.
Die Mobilisierungen, die unter dem Motto „Ohne Reinigung, keine Gesundheit“ stattfanden und die tagtäglich von La Izquierda Diario Chile begleitet wurden, erhielten große Unterstützung von bekannten Persönlichkeiten, sozialen Organisationen und der Bevölkerung und zwangen auch mit ihrem starken Kampf sogar die von den Kapitalist:innen finanzierten Pressemedien, sich zu äußern.
So gab der Ärzteverband (COLMED) eine Erklärung heraus, in dem genau das anprangert wurde, was die Reinigungskräfte auf den Tisch legten: dass die Weigerung des Unternehmens Sacyr Mindeststandards bei Arbeitsbedingungen und Reinigung einzuhalten zu einer Krise im Regionalkrankenhaus von Antofagasta führte. weiter rief er dazu auf, die von den Siglo-XXI-Beschäftigten geforderten Maßnahmen zu akzeptieren, die in Schichten von bis zu 36 Stunden gearbeitet hatten.
Arbeiter:innendemokratie gegen staatliche und kapitalistische Repression
Die Streikenden selbst durchliefen, trotz der relativen Kürze des Streiks, sehr turbulente und repressive, aber auch sehr viele solidarische und klassenkämpferische Momente, bis hin zum siegreichen Abschluss. Nachdem die Konzernleitung die Forderung zurückwies, versammelten sich die Beschäftigten der Reinigung mit Unterstützer:innen am 13. September und stimmten gemeinsam für den Streikbeginn. Daraufhin war die Antwort der Krankenhausleitung: Repression und Spaltungsversuche. In den ersten Tagen nach dem Streik wollten die Beschäftigten auf ihre Situation innerhalb des Krankenhauses aufmerksam machen, doch dann wurden private Securities eingesetzt um dies zu verhindern.
Gleichermaßen wollte die Krankenhausleitung noch härtere Repressionsmöglichkeiten vorbereiten und rief die Polizei an. Natalia Sanchez, von der PTR (Partei der revolutionären Arbeiter: innen), die vor kurzem als Stadträtin gewählt wurde, erklärte vor Ort die Lage folgendermaßen:
„Die Beschäftigten der Gewerkschaft Siglo XXI wurden von den Wachleuten und Aufsehern des Krankenhausleitung allein deshalb angegriffen, weil sie im Rahmen ihres legalen Streiks für ihre berechtigten Forderungen demonstrierten. Jetzt will das Unternehmen die Polizei einschalten und ihre Forderungen ignorieren.“
Das reaktionäre Handeln der Krankenhausleitung war jedoch nicht auf physische Repression und Einschüchterung beschränkt, sondern suchte in den neoliberalen Spielregeln ihr „freiheitliches“ Äquivalent. Somit wurde eine weitere Tochterfirma einbezogen, die höhere Löhne anbot, was dazu dienen sollte, die Streikenden zu spalten und die gewerkschaftliche Organisierung zu unterbinden.
Die Unnachgiebigkeit des Unternehmens ging so weit, dass das Regionalkrankenhaus beschloss, Besuche auszusetzen. Der nationale Radiosender La Cooperativa behauptete zum Beispiel in einer Schlagzeile, die Aussetzung der Besuche sei „auf einen Streik des Reinigungspersonals zurückzuführen“, während die Einrichtung selbst klarstellte, dass das Problem „bei einem externen Unternehmen liegt, das vom Konzessionär der Einrichtung unter Vertrag genommen wurde“, wie die stellvertretende medizinische Leiterin Jaqueline Blanchard erklärte.
Der Unnachgiebigkeit des Unternehmens, traten die Beschäftigten mit breiter Unterstützung entschlossen und unnachgiebig entgegen. Einer der prekarisierten Arbeiter erklärte dies in einer der Aktionen:
„Wir werden uns auf ihren Erpressungen nicht einlassen, denn wir verdienen einen anständigen Lohn; wir müssen auch auf der Straße essen, wir haben keine Kantine, sie haben uns – nur weil wir uns beschwert haben – eine Mikrowelle für 300 Personen gegeben, die sofort beschädigt wurde; wir haben auch keine gesicherte Gesundheitsversorgung. Wir bieten ihnen einen guten Service und sie sollten dasselbe tun, uns eine Krankenversicherung, einen existenzsichernden Lohn und viele andere Dinge geben, die wir verdienen“.
Im Zuge des Streiks und aufgrund der Sturheit der Krankenhausleitung verschlechterte sich die gesundheitliche und hygienische Lage im Krankenhaus, was sogar dazu führte, dass drei Beschäftigte im Waschbereich sich mit der Delta-Variante des Covid Virus infizierten und somit dieser Teilbereich in eine Zwangsquarantäne gezwungen wurde.
Am zehnten Streiktag beschlossen die Beschäftigten, ihren Druck zu verstärken und blockierten den Eingang zum Krankenhaus. Die Geschäftsleitung des Krankenhauses sah sich gezwungen, nachzugeben. Die Forderungen konnten somit durch den unnachgiebigen Kampf der Beschäftigten durchgesetzt werden.
Von den großen regionalen Medien hat nur El Regionalista nicht über den Vorfall berichtet. El Diario de Antofagasta berichtete über die Mängel, die auf die Verantwortung der Klinik zurückzuführen sind, aber auch über das Ende des Konflikts. In diesem Zusammenhang musste El Mercurio de Antofagasta auch den Triumph der Arbeiter über das Krankenhaus zeigen, das während der Pandemie Millionengewinne gemacht hatte.
Unabhängig davon, wie die verschiedenen Sektoren es dargestellt haben – einige haben sich vor Wut auf die Zunge gebissen, andere haben sich riesig gefreut – sicher ist, dass die outgesourcten Arbeiter:innen der Gewerkschaft Siglo XXI ein Beispiel für den Kampf aller Arbeiter:innen weltweit sind, wie wir in Einheit und Koordination mit anderen Sektoren den schlechten Arbeitsbedingungen und der Prekarität des Lebens entgegentreten und all unsere für uns notwendigen Angelegenheiten, wie zum Beispiel eine kostenlose und hochwertige öffentliche Gesundheitsversorgung, durchsetzen können.

Foto: La Izquierdadiario.cl
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Wir Berliner/in gratulieren euch zu eurem Erfolg. Ich wollte gerne wissen, wann habt ihr angefangen mit dem Streik, das steht in eurem Artikel leider nicht, nur das ihr 12 Tage Streiken musstet. Wir in Berlin gehen jetzt in die vierte Streik Woche. •Rostock •Nürnberg •Hamburg und •Brandenburg alle in Deutschland kämpfen für den TVÖD (12€) mindest Lohn für alle.