CFM- und VSG-Beschäftigte haben „dasselbe Ziel: ein Ende der prekären Beschäftigung“

22.05.2017, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Während die Charité-Service-Tochter CFM sich schon fast eine Woche im Streik befindet, ist es um die Vivantes Service GmbH (VSG) seltsam still. Warum ist das so? Wir haben Fritz Weinegg, Angestellter beim Vivantes-Krankenhauskonzern, nachgehakt.

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Beide großen Krankenhäuser Berlins, Charité und Vivantes, besitzen ausgegliederte Service-Unternehmen: CFM und VSG. In beiden Tochterunternehmen kämpfen die Kolleg*innen seit Jahren gegen Niedriglöhne. Aktuell streikt die CFM. Warum streikt die VSG nicht mit?

Die Frage wird uns zur Zeit oft gestellt. Einzige mit Tatsachen belegbare Antwort: Die Tarifkommission der VSG versucht seit über zwei Monaten, Streiktage zu beantragen. Diese müssen vom ver.di-Bundesvorstand genehmigt werden.

Bisher ist der Antrag an den bürokratischen Mauern des ver.di-Apparates abgeprallt. Mit für uns unsinnige Nachfragen wurden diese Anträge bisher verschleppt. Am heutigen Montag wird der Bundesvorstand wieder darüber entscheiden. Wir sind gespannt.

Warum will die Führung von ver.di keinen gemeinsamen Streik?

Ich will nicht hoffen, dass dem so ist. Denn das wäre ein Skandal und auch völlig widersinnig. Aber seltsam ist das alles schon, zumal einige Mitglieder der Gewerkschaftsbürokratie glauben, besser über die Probleme an der Basis und den Weg, wie man diese Probleme bekämpft, Bescheid zu wissen.

Noch bin ich überzeugt, das der hauptamtliche ver.di-Apparat, im Sinne seiner Mitglieder, einen gemeinsamen Kampf von VSG und CFM anstrebt. Denn auch wenn unsere Ausgangspositionen und Strukturen verschieden sind, haben wir mit dem Berliner Senat als Eigner von Vivantes und Charité den selben Ansprechpartner und auch dasselbe Ziel: ein Ende der prekären Beschäftigungen und der Flucht aus den Flächentarifverträgen unter den Fittichen kommunaler Unternehmen.

Aber es gab doch bereits gemeinsame Streiks von CFM und VSG. Warum wird jetzt geblockt?

Wie gesagt, da kann ich nur spekulieren. Ein Grund könnte die Personalnot bei ver.di, kurz über der Basis, sein. Der krankheitsbedingte Ausfall eines ver.di-Hauptamtlichen kann scheinbar diesen übermächtigen und schweren Gewerkschaftskoloss zum Stillstand bringen. Daran kann man also erkennen, was für eine geniale Arbeit die fehlende Person bisher geleistet hat. Wir hoffen täglich, dass der so immens wichtige Baustein im ver.di-Hauptamt-Gefüge bald wieder gesund wird.

Über andere mögliche Gründe, einen gemeinsamen Kampf zu blocken, möchte ich gar nicht nachdenken. Da bekomme ich das große Schütteln und will mir das gar nicht ausmalen. Ich glaube an das demokratische Instrument Gewerkschaft.

Wie wollt ihr zu gemeinsamen Kämpfen kommen?

Wie gesagt, heute entscheidet der ver.di-Bundesvorstand über unseren Streiktageantrag.

Solange unserer Verhandlungsführerin noch krank ist, übernimmt der Verhandlungsführer der CFM deren Arbeit. (Eine sehr gute vorübergehende Lösung seitens unserer Gewerkschaft, wie wir finden.) Hoffentlich hält er dieser Mammutaufgabe der Doppelt- und Dreifach-Belastung stand. Wir werden alles dafür tun, ihn auf dem Weg zu unserem Ziel dabei zu unterstützen.

So kann es hoffentlich bald los gehen. Es hat sich, trotz mündlicher Versprechen seitens der Politik, für uns nichts geändert. Unsere Geschäftsführerin sieht die Idee der prekären Beschäftigung und die miese Bezahlung unserer Mitglieder als ideologisch wertvoll an, während sie persönlich zu den bestbezahlten Manager*innen dieser Stadt gehört.

Die VSG ist kampfbereit und willens, gemeinsam mit der CFM im öffentlichen Dienst eine Umkehr aus der zerstörerischen, deregulierenden, neoliberalen Geschäftsidee zu erkämpfen. Und wir freuen uns darauf!

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