Azubis: unterdrückt und eingeschüchtert im Arbeitsalltag

02.11.2016, Lesezeit 2 Min.
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Ausbildung

Lange Arbeitszeiten, unbezahlte Überstunden, unterhalb vom Mindestlohn schuften: So sieht der Arbeitsalltag eines Durchschnitts-Azubis aus. In genau dieser Situation befindet sich auch Sebastian, der aufgrund des Stresses mit seiner Bereichsleiter*in den Namen seines Betriebes nicht nennen möchte.

Sebastian ist Azubi bei einem Berliner Hersteller für Innenausstattung, der größtenteils Großraumbüros und Arztpraxen beliefert. Er findet sich dort in einem prekären Arbeitsverhältnis wieder, wie er selbst beschreibt:

“In dem Betrieb arbeiten 50 Personen, trotzdem gibt es keinen Betriebsrat. So etwas wird von den Bereichsleiter*innen aus Eigennutz unterdrückt, da diese selbst Teilhaber*innen der Firma sind.”

Dass die Bereichsleiter*innen gleichzeitig auch Teilhaber*innen der Firma sind, ist logischerweise ein großes Problem für die Organisierung in dem Betrieb, aber auch für die Produktion, wie Sebastian erklärt.

“Das Problem ist, dass die Bereichsleiter*innen vollkommen ungeeignet für ihre Position sind, da sie selbst nie den Beruf der Arbeiter*innen, die sie leiten, ausgeübt haben. So arbeiten sie extrem unkoordiniert. Beispielsweise startete die Verkaufs-Bereichsleitung einen Sale von 20%, jedoch waren die benötigten Teile noch gar nicht gefertigt und wir Arbeiter*innen mussten 12 Stunden im Akkord arbeiten. Die entstandenen Überstunden wurden uns natürlich auch nicht bezahlt.”

Versuche von den Arbeiter*innen, in dem Betrieb selbst einen Betriebsrat zu initiieren, wurden schon aus den eigenen Reihen erstickt, sodass kämpferische Arbeiter*innen den Betrieb schon längst verlassen haben, beschreibt Sebastian.

Problematisch ist außerdem, dass die Arbeiter*innen in solch kleinen Betrieben von Gewerkschaften oft gekonnt ignoriert werden, da Organisierung und Arbeitskampf auf solch kleinem Niveau ein großer Aufwand ist. Von einer Gewerkschaft haben die Arbeiter*innen in dem Betrieb dementsprechend noch nie etwas gehört.

Die Situation von Sebastian sowie die von fast allen anderen Azubis und jungen Arbeiter*innen in Deutschland ist höchst alarmierend. Sie kämpfen mit prekären Arbeitsverhältnissen, mit ihren eigenen Bereichsleiter*innen und deren Repression und vor allem mit der Abwesenheit der Gewerkschaften, die sich in die wenigen Großbetriebe zurückgezogen haben und den Kapitalist*innen in den Startups und Kleinbetrieben freie Hand lassen.

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