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Arbeiter im Einzelhandel: „Corona hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“

Regierung, Bosse und Querdenker:innen am Ende stehen wir zwischen ihren Fronten: Die Arbeiter:innen. Bericht aus dem Einzelhandel.

Arbeiter im Einzelhandel: „Corona hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“
Quelle: Anna Fedorova_it / shutterstock

Hey, ich bin Tim und arbeite seit zehn Jahren im Einzelhandel, habe bei DM gelernt und jahrelang bei Rossmann gearbeitet und bin durch Corona bei Action, einem Non-Food-Discounter, gelandet. Es gibt weder einen Betriebsrat, noch sind wir tariflich gebunden. Ich habe jetzt beschlossen, im März im Einzelhandel aufzuhören. Die Arbeitsverhältnisse besonders während Corona haben das Fass zum Überlaufen gebracht.

Letztes Jahr im Frühling, als es dieses click&meet gab, kamen die Kunden bei uns und in vielen anderen ähnlichen Läden nur noch mit Termin rein. Außerdem galt natürlich die Maskenpflicht und die Pflicht, sich einen Einkaufswagen zu nehmen. Mein Arbeitgeber spart an allen Ecken und Enden, weswegen ich jeden Tag an der Tür stehen und die Termine kontrollieren musste. Denn, warum eine:n Security einstellen, die:der viel kostet, wenn man Mitarbeiter:innen nehmen kann, die für viel weniger Lohn, den gleichen Job machen können? Während der ganzen Zeit, in der das click&meet lief, wurde ich beleidigt, bedroht, sogar mit dem Mord, und wurde sogar öfter angespuckt…

Da stellt man sich die Frage, wofür man sich das antut. Die Leute denken eindimensional. Sie verstehen nicht, dass es Vorschriften sind, die von der Regierung kommen, und nicht von uns Beschäftigten.

Auch jetzt missachten Kund:innen täglich die aktuellen Regelungen und lassen sich nicht rausschmeißen. Jede Schicht wird zur Tortur, bei der an uns der Frust über die Pandemiepolitik der Regierung ausgelassen wird. Ich könnte ein Buch mit Geschichten füllen. Und was sagt mein Arbeitgeber dazu? Wenn die den Einkaufswagen voll haben, sollen wir sie in Ruhe lassen, damit wir mehr Umsatz machen…

Das zeigt, wie sehr es unserem Chef nicht um die Sicherheit der Mitarbeiter:innen, sondern um Profit geht.

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