Amazon goes Blockupy

09.03.2015, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

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Das Blockupy-Bündnis mobilisiert zum 18. März mit dem Slogan: „18 null drei – ich nehm mir frei“. Der Aufruf wurde auch von den KollegInnen bei Amazon am Standort Bad Hersfeld vernommen. Deshalb mobilisiert auch die dortige Betriebsgruppe, um gemeinsam nach Frankfurt zu fahren und an den Aktionen teilzunehmen – möglichst auch zusammen mit KollegInnen aus anderen Amazon-Standorten.

Dass die Streikenden damit über ihren eigenen Betrieb hinausgehen, ist nur folgerichtig. Sie beschränken ihren Protest nicht auf die Geschäftsführung des Unternehmens, sondern richten sich auch gegen die Politik der deutschen Regierung, die ganz direkt oder über den Umweg der europäischen Institutionen Druck auf ArbeiterInnen in Deutschland ausübt und die Geschäftspraktiken von Amazon erst ermöglicht. Mindestens ebenso wichtig ist der Aspekt der Solidarität mit ArbeiterInnen all jener Länder, die bereits viel härter vom Spardiktat betroffen sind, insbesondere in Griechenland.

Die Blockupy-Aktionen der letzten Jahre konnten zwar viele Menschen anziehen und ein großes Medienecho erzeugen. Doch der tatsächliche politische Druck, der dadurch entstand, war immer begrenzt. Meist handelte es sich um gut sichtbare, aber dennoch nur symbolische Aktionen.

Wenn jedoch ArbeiterInnen in den Streik treten und damit die kapitalistische Verwertungsmaschinerie ins Stocken bringen, wird der Druck auf Politik und Unternehmen ungleich größer – wie zuletzt der Bahnstreik eindrucksvoll gezeigt hat.

Auch Blockupy-AktivistInnen haben das teilweise erkannt und begonnen, Arbeitskämpfe zu unterstützen. So wurde zum Beispiel im Jahr 2013 bei Aktionen in der Frankfurter Einkaufsmeile „Zeil“ auf den Streik im Einzelhandel Bezug genommen. Doch kommt diese Unterstützung meist nur von außen, anstelle des Aufbaus einer echten Basis unter den ArbeiterInnen selbst.

Im Laufe des vergangenen Jahres wurden Kontakte zwischen Blockupy-AktivistInnen und Amazon-KollegInnen geknüpft, insbesondere in Bad Hersfeld. In der Aktionswoche vor Weihnachten, als an sieben von neun Standorten gestreikt wurde, gab es dort dann eine Unterstützungsaktion, bei der Blockupy-AktivistInnen gemeinsam mit hunderten Beschäftigten die LKW-Ausfahrten blockierten und für massive Verzögerungen sorgten.

Die Amazon-Beschäftigten wollen nun an den Protesten gegen die EZB teilnehmen und auch auf der Demonstration als kämpfende ArbeiterInnen erkennbar bleiben. Sie mobilisieren deswegen zusammen mit dem bundesweiten Soli-Netzwerk, um nicht nur die Streikenden weiterer Standorte, sondern auch jene aus anderen Branchen in die Proteste einzubeziehen, die sich ebenfalls gerade im Arbeitskampf befinden – so zum Beispiel die KollegInnen der Sozial- und Erziehungsdienste, die in den kommenden Monaten voraussichtlich selbst für bessere Tarife streiken werden.

Diese Beispiele sollten Schule machen. Gerade in Streiks politisieren sich viele ArbeiterInnen und stellen fest, dass es grundlegende politische Veränderung braucht, um ihre Probleme zu lösen. Die radikale Linke muss deshalb über ihre Event-Politik hinaus gehen und eine stärkere Orientierung auf Arbeitskämpfe und gemeinsam organisierte Solidaritätsaktionen entwickeln. Denn nur der Aufbau einer klassenkämpferischen Basis in der ArbeiterInnenbewegung kann dem deutschen und europäischen Kapital tatsächlich gefährlich werden.

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