ABC des Marxismus: G wie Gewerkschaften

14.11.2012, Lesezeit 2 Min.
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Gewerkschaften sind die elementarsten Organe der Arbeiter*innen zur Durchsetzung ihrer ökonomischen Interessen – also für höhere Löhne, kürzere Arbeitszeit, Schutz vor willkürlichen Entlassungen etc. Ihr Entstehen im 19. Jahrhundert war die logische Konsequenz aus der Ohnmacht der einzelnen Arbeiter*innen gegenüber den Kapitalist*innen. Ihre wichtigsten Waffen – Streiks und Besetzungen – können die Lohnabhängigen nur einsetzen, wenn sie ihre Konkurrenz untereinander überwinden und sich kollektiv organisieren.

Das erfordert aber unweigerlich einen Apparat von Funktionär*innen, der die tagtägliche Verwaltung übernimmt. Wie jeder Apparat, birgt auch dieser die Gefahr, eigene Interessen zu entwickeln: Wenn ein*e Funktionär*in innerhalb der Gewerkschaft eine deutlich bessere Stellung genießt als das durchschnittliche Basismitglied, besteht das vorrangige Interesse dieser Person bald nicht mehr in der Verbesserung der ökonomischen Situation aller Lohnabhängigen sondern vor allem im Erhalt ihrer eigenen Privilegien.

Das zeigt sich besonders deutlich an den Spitzen heutiger Gewerkschaften, deren Vorsitzende selten unter 10.000 Euro pro Monat verdienen. Diese Gewerkschaftsbürokrat*innen sitzen zusätzlich in Aufsichtsräten großer Kozerne, die ihnen dafür weitere üppige Gehälter zahlen – kein Wunder also, dass sie ihre Mitglieder selten zu wirklich schlagkräftigen Streiks mobilisieren.

Damit Gewerkschaften zu Instrumenten aller Lohnabhängigen werden, bedarf es einer Demokratisierung aller Strukturen. Kolleg*innen an der Basis müssen sich unabhängig organisieren und ihre Arbeitskämpfe selbst in die Hand nehmen. Funktionär*innen müssen jederzeit durch die Basis (ab)wählbar sein und dürfen nicht mehr als einen Durchschnittslohn verdienen.

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