Streik bei Amazon: „Gesundheit vor Profit!“

29.06.2020, Lesezeit 3 Min.
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Amazon-Chef Jeff Bezos ist einer der größten Krisengewinnler von Corona. Aber seine Profite macht er auf Kosten der Arbeiter*innen. Deshalb streiken sie jetzt. Sie sind international nicht allein – und der Kampf muss mit dem weiterer Branchen zusammen geführt werden, damit die Kapitalist*innen die Krise selbst zahlen.

Bild: Rohan.Mish (This image was marked with a CC BY 2.0 license)

Am Standort Bad Hersfeld haben sich schon 30 bis 40 Arbeiter*innen am neuartigen Coronavirus infiziert. Für den Konzern gehen Profite ganz klar vor Gesundheit. Daher auch das Motto des ver.di-Aufrufs zum Streik mit der Forderung: „Gesundheit vor Profit!“ Laut ver.di folgten in der Nacht- und Frühschicht 2.000 Beschäftigte verschiedener Standorte dem Streikaufruf.

Gestreikt wird seit der Nachtschicht auf Montag für mindestens 48 Stunden an den Standorten Leipzig, Bad Hersfeld, Rheinberg, Werne und Koblenz für einen Tarifvertrag. Dieser soll Gesundheits- und Sicherheitsstandards erfüllen. Gefordert wird außerdem die Anerkennung des Flächentarifvertrags für den Einzelhandel, für den die bei ver.di organisierten Kolleg*innen seit über sieben Jahren kämpfen.

In Frankreich und Italien gab es bereits im März und Mai Arbeitsniederlegungen gegen die gesundheitsgefährdende Politik des Amazon-Konzerns. In den Lagern hatten sich immer wieder Arbeiter*innen mit Corona angesteckt. In den USA fanden spontane Streiks beim Versandriesen statt, weil er die Gesundheit und die Leben seiner Beschäftigten aufs Spiel setzt.

Amazons Krisenpolitik erinnert an die des Fleischherstellers Tönnies, der bereits für den jüngsten „Rekord-Ausbruch“ in Deutschland verantwortlich ist. Dort haben sich bereits über 1.500 Arbeiter*innen infiziert, der ganze Ort musste herunterfahren – für die Profite von Clemens Tönnies. Sowohl Tönnies als auch Amazon zeigen unmittelbar die Gefährdung des Lebens durch die kapitalistische Produktionsweise an. Unter den Bedingungen der Profitwirtschaft sind weitere Wellen unvermeidlich – und werden von der Arbeiter*innenklasse bezahlt, mit ihrem Geldbeutel und mit ihrem Leben.

Wir fordern deshalb nicht nur die bedingungslose Unterstützung des Streiks der Amazon-Kolleg*innen sondern auch, dass die Gewerkschaften in allen Großbetrieben von den Beschäftigten geführte Hygienekommissionen ins Leben rufen, die die Betriebe kontrollieren. Kapitalist*innen, die das Leben der Arbeiter*innen und der Bevölkerung gefährden, müssen enteignet und unter Arbeiter*innenkontrolle gestellt werden. Sowohl in der Fleischproduktion als auch im Einzelhandel und Versand müssen die geforderten Tarifverträge gelten und zwar für alle – ohne Ausnahmen durch Werkverträge, Outsourcing oder die Behauptung, einer anderen Branche zuzuhören.

Auch Entlassungen und Schließungen, die die Existenzen der Arbeiter*innen gefährden, müssen verboten werden, wie bei Kaufhof. Diese Kämpfe gehören verbunden und es ist die Verantwortung von ver.di einen Kampfplan für ihre Zusammenführung aufzustellen. So sagte Kaufhof-Arbeiter Peter im Interview mit „Klasse Gegen Klasse“, wenn Kaufhof schließt, „dann heißt es ALG I und Bewerbung bei Amazon“.

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