Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und der revolutionäre Feminismus gegen den Krieg

Im Rahmen des 110. Jahrestages der internationalen Konferenz der sozialistischen Frauen, die sich gegen den imperialistischen Ersten Weltkrieg stellten, geht dieser Artikel auf die Debatten des Marxismus und des revolutionären Feminismus vor 1914 ein.
In einer Zeit der historischen militärischen Wende der imperialistischen Mächte schlagen wir in diesem Artikel vor, uns einige der Debatten des revolutionären Marxismus und Feminismus vor dem Ersten Weltkrieg wieder anzueignen. Auch wenn die Situation nicht dieselbe ist, bieten diese Erfahrungen, theoretischen und politischen Kämpfe eine wertvolle Lektion für die Artikulation einer klassenbezogenen und revolutionären Position der Unabhängigkeit in der heutigen Zeit.
Im August 1910 fand in Kopenhagen die von Clara Zetkin organisierte Internationale Sozialistische Frauenkonferenz statt. Mehr als 100 Delegierte aus 17 Ländern sprachen sich dort begeistert für die Einführung eines Internationalen Frauenkampftages aus. Auf dem Kongress wurden verschiedene Themen im Zusammenhang mit den Rechten von Arbeiterinnen in den Betrieben, der Bildung von Frauen und dem Kampf gegen den bevorstehenden Krieg erörtert. Am 19. März 1911 fand in Berlin zum ersten Mal eine Demonstration zum Internationalen Frauentag statt, an der mehr als 30.000 Menschen teilnahmen. Einige Jahre später wurde er auf den 8. März verlegt – ein Datum, das wir bis heute feiern.
Die nächste Internationale Frauenkonferenz war für 1914 geplant, konnte aber nicht stattfinden, weil der Krieg Europa in Schutt und Asche legte. Im Kampf gegen den imperialistischen Krieg stand Clara Zetkin an der Seite von Rosa Luxemburg in der ersten Reihe. Beide gehörten dem linken Flügel der deutschen Sozialdemokratie an und lehnten die Unterstützung der SPD für den vaterländischen Kreuzzug ab. Als die SPD-Fraktion am 4. August 1914 die Kriegskredite bewilligte, gründeten sie zusammen mit anderen die Spartakusgruppe und gaben die Zeitschrift Die Internationale heraus. Bei der zweiten Abstimmung im deutschen Parlament im Dezember desselben Jahres war Karl Liebknecht der einzige sozialdemokratische Abgeordnete, der sich weigerte, die Kriegsmaschinerie mit seiner Stimme zu unterstützen.
Im März 1915 organisierte Zetkin inmitten enormer Schwierigkeiten gemeinsam mit russischen Revolutionärinnen die erste internationale Frauenkonferenz gegen den Krieg, an der 29 Delegierte aus den kriegführenden Ländern teilnahmen. Diese Konferenz hat einen besonderen historischen Wert, da sie das erste internationale Treffen war, bei dem sich sozialistische Aktivist:innen gegen den Weltkrieg treffen konnten. Diese Berner Konferenz verabschiedete ein Manifest, das zu Tausenden gedruckt und in verschiedenen Ländern heimlich weitergegeben wurde. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland wurde Clara Zetkin des Hochverrats beschuldigt und inhaftiert.
Im September desselben Jahres traf sich die Zimmerwalder Konferenz (eine kleine Schweizer Ortschaft) mit 40 sozialistischen Anti-Kriegs-Delegierten aus 11 Ländern. Bei dem Treffen gab es einen pazifistischen rechten Flügel, der sich weigerte, mit den chauvinistischen Führungen ihrer eigenen Parteien zu brechen. Der revolutionäre Sektor, vertreten durch Lenin, die Spartakist:innen und Trotzki (Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht konnten nicht teilnehmen, da sie in Deutschland inhaftiert waren), hatte einige Differenzen untereinander. Trotzki erzählte später1, dass Lenin in dem äußersten linken Flügel stand und die Losung der „Umwandlung des imperialistischen Krieges in den Bürgerkrieg“ aufstellte, die jedoch von der Konferenz nicht als solche akzeptiert wurde. Nichtsdestotrotz wurde ein gemeinsames, von Trotzki verfasstes Manifest veröffentlicht, das einen Schritt zur Einigung der Internationalist:innen darstellte und die Grundlage für die künftige Internationale bildete. In dem Manifest heißt es: „Der Krieg, der dieses Chaos erzeugte, ist die Folge des Imperialismus, des Strebens der kapitalistischen Klassen jeder Nation, ihre Profitgier durch die Ausbeutung der menschlichen Arbeit und der Naturschätze des ganzen Erdballs zu nähren.“2
Im Frühjahr 1916 begann sich in Teilen der Arbeiter:innenklasse Unruhe gegen den Krieg zu regen. Am 1. Mai fanden in Berlin Großdemonstrationen statt. Karl Liebknecht war einer der am sehnlichsten erwarteten Redner:innen und hielt eine seiner emblematischsten Reden: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land.“ Er wurde inmitten schwerer Repression verhaftet. Doch am nächsten Tag forderten mehr als 50.000 Metallarbeiter:innen seine Freilassung. Einige Monate später protestierten die Arbeiter:innen in Turin gegen den Krieg, und in Spanien kam es im Dezember 1916 zu einem Generalstreik. Die Zeiten änderten sich.
Im Jahr 1914 wurde die Illusion einer allmählichen und friedlichen Entwicklung des Kapitalismus durch den Weltkrieg zunichte gemacht. Die sozialdemokratischen Parteien hatten sich auf mehreren Kongressen dafür ausgesprochen, dass die Arbeiter:innen im Falle eines Krieges zwischen den Mächten den Kampf verweigern und zum Generalstreik aufrufen würden.
In dem Entschluss des Siebten Kongresses der Internationale in Stuttgart (1907) heißt es dazu:
Kriege zwischen kapitalistischen Staaten sind in der Regel Folgen ihres Konkurrenzkampfes auf dem Weltmarkte, denn jeder Staat ist bestrebt, seine Absatzgebiete sich nicht nur zu sichern, sondern auch neue zu erobern, wobei Unterjochung fremder Völker und Länder eine Hauptrolle spielt. Diese Kriege ergeben sich weiter aus den unaufhörlichen Wettrüstungen des Militarismus, der ein Hauptwerkzeug der bürgerlichen Klassenherrschaft und der wirtschaftlichen und politischen Unterjochung der Arbeiterklasse ist.3
Der Kongress erklärte, dass angesichts der Kriegsgefahr „die arbeitenden Klassen und deren parlamentarische Vertretungen in den beteiligten Ländern verpflichtet [sind], […] alles aufzubieten, um durch die Anwendung der ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel den Ausbruch des Krieges zu verhindern, die sich je nach der Verschärfung des Klassenkampfes und der Verschärfung der allgemeinen politischen Situation naturgemäß ändern.“ Und wenn der Krieg nicht verhindert werden kann, „ist es die Pflicht, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und politische Krise Aufrüttelung des Volkes auszunutzen und dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu beschleunigen.“4
Innerhalb der sozialdemokratischen Parteien nahmen jedoch opportunistische Tendenzen zu. Darauf hatte Rosa Luxemburg schon früh hingewiesen. Zunächst in ihrer Polemik mit Bernsteins Revisionismus und dann in den Debatten über den Generalstreik, die sie nicht nur mit dem rechten Flügel der Sozialdemokratie in Konfrontation brachte, sondern auch mit Kautsky, der das „Zentrum“ anführte.
Eine lange Periode des Wirtschaftswachstums und ein niedriges Niveau des Klassenkampfes seit der Niederlage der Pariser Kommune hatten die SPD-Führung allmählich dazu veranlasst, sich an die parlamentarische und gewerkschaftliche „Routine der Taktik“ anzupassen. Das Streben nach guten Wahlergebnissen setzte die Partei zunehmend unter Druck, ihren Diskurs zu mäßigen, um die Wähler:innenschaft der Mittelschicht nicht zu verlieren. In der Partei und den Gewerkschaften hatte sich ein starker bürokratischer Apparat etabliert, dem Rosa Luxemburg als eine der ersten Sozialist:innen entgegentrat.
Insbesondere zur Frage des Militarismus schrieb Luxemburg im Mai 1911 zwei Artikel mit dem Titel „Friedensutopien“. Dort polemisierte sie nicht nur mit denen, die die militaristische Eskalation der europäischen Staaten verteidigten. Ihre Kritik richtete sich auch an Teile der sozialdemokratischen Fraktion, die sich in zweideutigen Reden im Bundestag für eine Art „Teilabrüstung“ ausgesprochen hatten und deren Argumentation dem bürgerlichen Pazifismus näher stand als dem revolutionären Internationalismus. Luxemburg argumentierte, dass die Frage des Militarismus nicht vom Kampf gegen den Imperialismus getrennt werden kann, da sie mit der kolonialen Frage zusammenhängt, und ebenso wenig vom Kampf gegen den Kapitalismus. In diesem Sinne ist
’Ein bißchen Ordnung und Friede’ […] deshalb genauso unmöglich, genauso eine kleinbürgerliche Utopie in bezug auf den kapitalistischen Weltmarkt wie auf die Weltpolitik, auf die Einschränkung der Krisen wie auf die Einschränkung der Rüstungen.5
Im November 1912 bekräftigte der 9. (außerordentliche) Kongress in Basel die Grundsätze des sozialistischen Internationalismus und erhob die Parole „Krieg dem Kriege“ gegen den „universellen Wahnsinn des Wettrüstens“. Doch im entscheidenden Moment, im August 1914, entschied sich die Sozialdemokratie dafür, sich mit den Interessen der Kapitalist:innen des jeweiligen Landes zu verbünden.
Während Luxemburg schon früh gegen die Entstehung einer opportunistischen Bürokratie innerhalb der Zweiten Internationale kämpfte, war es Lenin, der 1914 die radikalsten Schlussfolgerungen über die Notwendigkeit zog, organisatorisch mit dem Opportunismus zu brechen und unabhängige revolutionäre Organisationen zu schaffen. Darauf wies er in seinem Text „Der Krieg und die russische Sozialdemokratie“ im Oktober 1914 hin.
In den folgenden Jahren konzentrierte Rosa Luxemburg ihre Tätigkeit auf die Agitation gegen den Ersten Weltkrieg, was ihr eine Anklage wegen „Hochverrats“ und mehrere Gefängnisstrafen einbrachte. Zwischen Januar 1915 und November 1918 verbrachte sie den größten Teil ihrer Zeit in deutschen Gefängnissen. Im Jahr 1916 veröffentlichte sie den Text „Die Krise der deutschen Sozialdemokratie“, der nach ihrem Pseudonym, mit dem sie ihn unterzeichnete, als „Junius-Broschüre“ bekannt wurde. Es war eine erschütternde Anprangerung der Kriegskatastrophe und des Debakels der Zweiten Internationale.
Geschändet, entehrt, im Blute watend, von Schmutz triefend – so steht die bürgerliche Gesellschaft da, so ist sie. Nicht wenn sie, geleckt und sittsam, Kultur, Philosophie und Ethik, Ordnung, Frieden und Rechtsstaat mimt – als reißende Bestie, als Hexensabbat der Anarchie, als Pesthauch für Kultur und Menschheit –, so zeigt sie sich in ihrer wahren, nackten Gestalt. Mitten in diesem Hexensabbat vollzog sich eine weltgeschichtliche Katastrophe: die Kapitulation der internationalen Sozialdemokratie.6
Die Alternative „Sozialismus oder Barbarei“ wurde in einem Krieg, in dem Millionen von Menschen starben, zu einer Realität. Für Luxemburg war der Sozialismus kein von der Geschichte vorherbestimmtes Schicksal. Die einzige „Unvermeidlichkeit“ waren die Katastrophen, die die kapitalistische Krise begleiten würden, wenn die Arbeiter:innenklasse keinen fortschrittlichen Ausweg finden würde: „Wenn das Proletariat nicht seine Klassenpflichten erfüllt und den Sozialismus verwirklicht, [steht] uns allen zusammen der Untergang bevor“7.
Frauen gegen den Krieg
Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs spaltete sich die Bewegung für das Frauenwahlrecht – ebenso wie die sozialistische Bewegung – in diejenigen, die die Politik ihrer eigenen imperialistischen Staaten unterstützten, und diejenigen, die eine internationalistische Position vertraten. In Großbritannien nahmen die wichtigsten Suffragettenorganisationen chauvinistische Positionen ein und gaben den Kampf für das Frauenwahlrecht auf. Die Gewerkschaften und die Labour-Partei schlossen sich dem Fieber der nationalen Einheit an, setzten die Kämpfe der Arbeiter:innen bis nach dem Krieg aus und verkündeten einen „Arbeitsfrieden“. Das war der „soziale Frieden“, der der Bourgeoisie selbst angeboten wurde, die Kollaboration der Arbeiter:innenbürokratien und der wichtigsten Organisationen der Frauenbewegung mit ihren eigenen Bourgeoisien. Zwei große Persönlichkeiten der Suffragettenbewegung, Christabel und Emmeline Pankhurst, führten Kampagnen für die Einberufung in die Armee an und trieben die Zusammenarbeit von Frauen mit ihrer eigenen imperialistischen Regierung voran. Die Zeitung der Women’s Social and Political Union (WSPU), The Suffragette, wurde symbolisch in Britannia umbenannt.
Allerdings folgten nicht alle sozialistischen Aktivist:innen diesem Weg. Sylvia Pankhurst brach mit ihrer Schwester und Mutter und führte den Kampf gegen den imperialistischen Krieg an. Ihre Zeitung, Dreadnought, erschien in einer Auflage von 20.000 Exemplaren. Die Seiten prangerten Armut, Prostitution, Gesundheits- und Wohnungsprobleme von Frauen, illegale Abtreibungen, Schikanen und Ausbeutung von Arbeitskräften inmitten des Krieges an.
Die East London Federation of Suffragettes (ELFS) versuchte, Frauen in einem der bevölkerungsreichsten Arbeiter:innenviertel zu organisieren. Frauen mussten in der Industrie und im Verkehrswesen arbeiten, wo sie schlechter bezahlt wurden als Männer, oder sie waren zur Armut verdammt und konnten ihre Kinder nicht ernähren. Die EFLS eröffnete erschwingliche Gemeinschaftskantinen, eine Spielzeugfabrik, eine Entbindungsklinik und Kindergärten. Ihre Tätigkeit konzentrierte sich jedoch zunehmend auf die Organisation von Antikriegsdemonstrationen und sie veröffentlichten zahlreiche Artikel in diesem Sinne. Emmeline Pankhurst wies ihre Tochter für diese „unpatriotische“ Haltung öffentlich zurecht und bedauerte sogar, dass sie ihrer Tochter nicht verbieten konnte, ihren Nachnamen zu verwenden.
Eine der Forderungen, die bei den Arbeiterinnen im Mittelpunkt stand, lautete: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Der Krieg hatte die Zahl der in der Industrie und im Verkehrswesen beschäftigten Frauen erhöht. Sylvia und die EFLS setzten sich für gleichen Lohn ein und schlugen vor, dass alle Gewerkschaften Frauen für den Arbeitskampf rekrutieren sollten, zusammen mit der Forderung nach staatlicher Nahrungsmittelsoforthilfe für Familien. Am 12. Juli 1915 fand auf dem Weg zum Parlament eine Demonstration statt: „Gleicher Lohn“, „Schluss mit der Ausbeutung“, „Wahlrecht für Frauen“. Im August wurde die Aktion wiederholt, aber diesmal wurden die Frauen von sozialistischen Gruppen (ILP, BSP, Herald League), der Hafenarbeitergewerkschaft, der Gewerkschaft der Ingenieure, der Gewerkschaft der Elektroarbeiter und der nationalen Eisenbahnergewerkschaft unterstützt.
Clara Zetkin, Rosa Luxemburg, Sylvia Pankhurst8, Alexandra Kollontai und Inessa Armand waren Pionierinnen eines internationalistischen sozialistischen Feminismus im Kampf gegen den Krieg. Als 1917 die Revolution nach Russland kam, waren sie alle Teil des revolutionären Kampfes in jedem Land und der Verteidigung der russischen Revolution als Teil der internationalen Revolution.
Am 8. März 1917 waren es die Textilarbeiterinnen im Bezirk Viborg, die den Streik begannen. Sie gingen auf die Straße und besuchten die nahe gelegenen Fabriken. Vor den Toren der Metallbetriebe riefen sie die Beschäftigten auf, sich der Bewegung anzuschließen. „Nieder mit dem Krieg“, „Brot für die Arbeiter“! Tage später kam es in der Stadt zu einem Generalstreik, der mit dem Sturz des Zarismus endete. Die bolschewistischen Aktivist:innen hatten dazu beigetragen, die Arbeiterinnen zu organisieren, Komitees zu bilden und sozialistische Ideen weiterzugeben. Die Saat war gesät worden.
Internationalistischen und sozialistischen Feminismus wieder aneignen
Die Situation, in der wir uns heute befinden, ist nicht identisch mit der, die Luxemburg und Zetkin zu Beginn des Ersten Weltkriegs erlebten. Aber es ist unbestreitbar, dass die Tendenzen zur imperialistischen Aufrüstung im Laufe der Geschichte zugenommen haben und derzeit wieder aktiv werden.
Der reaktionäre Krieg in der Ukraine, ein Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland, hat den militärischen Konflikt auf europäisches Territorium zurückgebracht. Seit Beginn dieses Krieges haben wir eine Stärkung dessen erlebt, was wir als „NATO-freundliche Linke“ definieren können. Diese Teile der Linken unterstützen Waffenlieferungen und die Finanzierung der ukrainischen Armee, da sie ihn als einen „Krieg für die Selbstbestimmung der Ukraine“ sehen, wobei sie nicht mehr und nicht weniger verschweigen, als dass sie sich auf die Seite der Interessen der westlichen imperialistischen Mächte und der NATO gestellt haben. Wieder andere wollen in dem reaktionären Putin ein antiimperialistisches Lager sehen, als ob er eine fortschrittliche Rolle spielen würde. Wir für unseren Teil haben von Beginn des Konflikts an eine unabhängige Position beibehalten, die wir mit dem Slogan „Weder Putin noch NATO, keinen Euro für den Krieg“ zum Ausdruck brachten. Heute stellen wir fest, dass die USA und Russland ein Abkommen anstreben, um die Beute auf dem Rücken der vom Krieg zerrissenen Ukraine aufzuteilen, während die europäischen Staaten darum bitten, von dieser Aufteilung profitieren zu dürfen.
Die reaktionäre Propaganda der europäischen Regierungen, wonach „wir uns auf den Krieg vorbereiten müssen“, zielt darauf ab, für die Mehrheit der Bevölkerung eine historische militaristische Aufrüstung, Kürzungen der Sozialausgaben und neue Angriffe auf die demokratischen Freiheiten zu normalisieren.
Reformistische Parteien wie „Podemos” in Spanien oder Mélenchons „France Insoumise” sagen ihrerseits, man müsse die NATO verlassen, um die „strategische Autonomie“ Europas voranzutreiben oder, wie Mélenchon sagt, um ein „souveränes Frankreich“ zu erreichen. Mit anderen Worten: eine Politik, die im Namen des „Friedens“ versucht, die Souveränität der imperialistischen Staaten Europas zu stärken.
Historisch gesehen hat das 20. Jahrhundert bereits gezeigt, zu welchen Katastrophen die militaristische Aufrüstung der europäischen Mächte führt. Deshalb ist es jetzt mehr denn je an der Zeit, an diese enorme Tradition internationalistischer Feministinnen anzuknüpfen, die wir in diesem Artikel behandelt haben, indem wir die Notwendigkeit betonen, eine starke Stimme gegen imperialistische Aufrüstung und Militarismus zu erheben. Der Kapitalismus führt uns nur zu neuen Krisen und neuen Kriegen. Nur die soziale Mobilisierung, die vom Klassenkampf getragen wird, kann eine echte Notbremse darstellen. Nur so können wir den Weg für die einzige grundlegende Perspektive ebnen, die uns vor einer neuen Barbarei bewahrt: den Kampf für Arbeiter:innenregierungen und Vereinigte Sozialistische Staaten von Europa.
Fußnoten
- 1. Leo Trotzki, „Paris und Zimmerwald“, Mein Leben. Abrufbar bei marxists.org.
- 2. „Das Zimmerwalder Manifest“, abrufbar bei marxists.org.
- 3. Internationaler Sozialistenkongress zu Stuttgart, Berlin 1907. Zitiert nach Lenin, Sämtliche Werke, Band 12, Wien 1933, S. 529 f.
- 4. Ebd.
- 5. Rosa Luxemburg, „Friedensutopien“, Mai 1911. Abrufbar bei marxists.org.
- 6. Rosa Luxemburg, „Die Krise der Sozialdemokratie“, Zürich 1916. Abrufbar bei marxists.org.
- 7. Rosa Luxemburg, „Unser Programm und die politische Situation“, 31. Dezember 1918. Abrufbar bei marxists.org.
- 8. Nach Kriegsende schloss sich Pankhurst, wie viele sozialistische Aktivist:innen, der russischen Revolution an und vertrat kommunistische Ideen. Lenin polemisiert mit ihr in seinem berühmten Pamphlet „Der linke Radikalismus“ wegen Pankhursts sektiererischer Haltung nach 1920. Später distanzierte sie sich schließlich von der kommunistischen Bewegung.