Rassistische Pogrome in Nordirland: Mutmaßlich loyalistische Paramilitärs involviert

13.06.2025, Lesezeit 2 Min.
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Symbolbild: Belfast Riots 2011, Sineakee, flickr.com

In dieser Woche erlebte die nordirische Kleinstadt Ballymena gewaltsame rassistische Mobilisierungen. Auslöser waren die Vorwürfe gegen zwei 14-Jährige rumänisch-sprachige Jugendliche wegen eines versuchten sexualisierten Übergriffs gegen ein Mädchen. Doch es formiert sich auch Widerstand.

Am Montag standen zwei Jugendliche im nordirischen Coleraine vor dem Amtsgericht. Ihnen wird ein versuchter sexualisierter Übergriff an einem Mädchen vorgeworfen. Nachdem öffentlich wurde, dass die beiden Jungen vor Gericht einen rumänischen Dolmetscher angefordert hatten, kam es noch in derselben Nacht zu gewaltsamen rechten Mobilisierungen in Ballymena.

Ziel der Angriffe waren vor allem Viertel, in denen sich viele migrantische Familien aufhalten. Häuser und Autos wurden teilweise mit Molotowcocktails angegriffen. Ein Freizeitzentrum in Larne, etwa 50 Kilometer entfernt von Ballymena, das für Familien als Zufluchtsort bereitgestellt werden sollte, wurde niedergebrannt. Die Gegend um Ballymena herum war bereits in der Vergangenheit immer wieder vermehrt Schauplatz von Einschüchterungen und Angriffen auf Migrant:innen. Auch in Carrickfergus und Belfast kam es in den letzten Nächten zu rassistischen Mobilisierungen.

Mutmaßlich involviert in die Mobilisierungen ist auch die East Antrim Ulster Defence Association (UDA). Eine loyalistische, paramilitärische Organisation, die in der Vergangenheit selbst Vergewaltiger geschützt hat und denen vorgeworfen wird, minderjährige Mädchen im Austausch für Drogenschulden missbraucht zu haben. Die UDA war seit den 70er Jahren in Nordirland für insgesamt etwa 400 Morde an überwiegend irischen Republikaner:innen verantwortlich. 2007 erklärte sie den Waffenstillstand. Bis heute gilt die UDA als stark in die extreme Rechte vernetzt. Die Überreste dieser Paramilitärs agieren heute als Gangs, deren Hauptgeschäft der Drogenhandel ist. Loyalistische Paramilitärs waren in der Vergangenheit immer wieder an gewaltsamen Ausschreitung in Nordirland beteiligt.

Die Pogrome stehen exemplarisch für die politische Rechte, die unter dem Deckmantel des Schutzes von Frauen und Kindern, gezielt Stimmung macht gegen Migrant:innen und versucht, sie gewaltsam aus den Städten zu vertreiben.

Doch es formiert sich auch Widerstand: Bereits am Mittwoch gab es mehrere Kundgebungen in nordirischen Städten, um gegen die rassistischen Angriffe zu protestieren. Unter den Demonstrant:innen befanden sich auch palästinasolidarische Demonstrant:innen sowie Kolleg:innen der NIPSA, der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes. Am Samstag rufen Antifaschist:innen zu einer weiteren Kundgebung in Belfast unter dem Motto „Stop the Violence, Stop the Hate“ auf. 

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