Neupack: Ein Kampf mit historischer Bedeutung

15.03.2013, Lesezeit 7 Min.
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// Bericht vom Solidaritätsbesuch bei Neupack //

Am 12. März war eine Delegation von RIO beim Hamburger Verpackungshersteller Neupack, dessen Beschäftigte seit über vier Monaten im Streik sind. Wir wollten die Streikenden und UnterstützerInnen kennenlernen, die bremsende Rolle der Gewerkschaftsbürokratie in diesem Streik von erster Hand erleben, und Möglichkeiten der weiteren Solidarität auszuloten. Wir veröffentlichen hier einen Videobericht von unserer Solidaritätsdelegation, sowie die Solidaritätsbotschaften aus Deutschland sowie Argentinien, Brasilien, Spanien und Frankreich.

An die streikenden Kolleginnen und Kollegen von Neupack:

Wir, die UnterzeichnerInnen dieser Botschaft, senden euch unsere solidarischen Grüße.

Eurer Streik gegen miese Bezahlung und gegen die Willkür der Krüger-Familie ist außerordentlich wichtig. Er ist besonders wichtig für euch, aber auch für alle anderen Arbeiterinnen und Arbeiter, die unter ähnlichen Bedingungen zu leiden haben. Ihr zeigt, dass Beschäftigte sich wehren können, wenn sie zusammenhalten. Auch deswegen wollen wir euch unterstützen. Wir verurteilen den Einsatz von StreikbrecherInnen ebenso, wie die vielen Schikanen, mit denen versucht wird, euch mürbe zu machen.

Trotz allem haltet ihr bereits seit über vier Monaten durch. Dieser harte und anstrengende Kampf darf nicht umsonst sein, denn eure Forderungen nach einem Tarifvertrag und nach höheren Löhnen sind mehr als berechtigt. Ihr solltet nicht aufgeben, bevor ihr diese Ziele erreicht habt, euch nicht mit weniger zufrieden geben.

Wichtig ist dabei vor allem eines: Ihr, die Streikenden und niemand sonst, solltet demokratisch darüber entscheiden, wie euer Kampf geführt wird und wie lange ihr draußen bleibt. Streikdemokratie ist eines der wichtigsten Werkzeuge für erfolgreiche Kämpfe von Beschäftigten. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich euer Einsatz am Ende auch wirklich belohnt wird.

Wir hoffen natürlich, dass unsere Botschaft euch den Rücken stärkt, um nicht nachzugeben. Doch wir wissen auch, dass es vor allem praktische Solidarität ist, die euch wirklich weiterhilft. Wir werden unser Möglichstes tun, um in unseren Betrieben, Unis und Schulen über euren Streik zu berichten, damit die Unterstützung für euch weiter anwächst und der öffentliche Druck auf die Geschäftsführung von Neupack steigt. Da euer Kampf uns alle angeht, sollte es nicht nur in Hamburg sondern auch in anderen Städten Solikreise geben, die euren Streik nach Kräften unterstützen. Dafür wollen wir uns einsetzen.

Denn: Euer Kampf ist auch unser Kampf!

  • Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO)
  • Revolutionär-Sozialistischer Bund (RSB) Berlin

Solidarische Grüße aus Argentinien, Brasilien & Spanien:

Als Unterschreibende wollen wir dem großen Kampf, den ihr, die Arbeiterinnen und Arbeiter von Neupack in Hamburg, führt, unsere echte Unterstützung bekunden. Dieser Kampf, der nun schon 4 Monate anhält und eine wichtige Unterstützung von der Bevölkerung bekam, hat sich zu einem historischen Streik entwickelt. Wir übermitteln euch eine brüderliche Umarmung und unsere größte Solidarität bis zum Sieg des Kampfes.

In allen Breitengraden haben wir den gleichen Kampf zu führen, gegen die UnternehmerInnen und Regierungen, die die Kosten der Krise, die sie selbst erschufen, auf unsere Schultern und die unserer Familien aufladen wollen. Gegen die Gesetze des Staates, immer härter gegen die Kämpfenden und immer flexibler für die Korrupten, die Spekulanten und die Ausbeuter. Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Welt kennen keine Grenzen. Auch in unserem Kampf müssen wir uns gegen die Gewerkschaftsbürokratie wenden und für die Wiedererlangung der Gewerkschaften als Werkzeug des Kampfes für die ArbeiterInnen.

Wir begrüßen die gerechten Forderungen des Betriebsrats und auch das Solidaritäts-Komitee, welches notwendig ist, um den Kampf außerhalb der Fabrik zu führen.

Für einen Tarifvertrag für die ArbeiterInnen von Neupack! Für würdige Arbeitsbedingungen, die unsere Gesundheit garantieren!

Stoppt die Verfolgung der Kämpfenden! Widerrufung aller Anklagen gegen kämpferische ArbeiterInnen!

UnterzeichnerInnen aus Argentinien:

  • Raúl Godoy: PTS (Partei der Sozialistischen ArbeiterInnen) – Teil des Sitzes der ArbeiterInnen der FIT (Front der Linken und ArbeiterInnen) im Parlament von Neuquén – Ehemaliger stellvertretender Sekretär der Gewerkschaft der ArbeiterInnen und Beschäftigten Keramiker aus Neuquén (SOECN) und Arbeiter von Zanon
  • Javier „Poke“ Hermosilla: Betriebsratsvorsitzender von Kraft Foods
  • Claudio Dellecarbonara: Delegierter der Metro von Buenos Aires
  • José Mondes: Delegierter der Werft Río Santiago
  • Miguel Lago: Delegierter der Werft Río Santiago
  • Hernán „Bocha“ Puddu: Ex-Delegierter von IVECO
  • Leonardo Norniella y Catalina Balaguer: Mitglieder des Betriebsrates von Pepsico Snacks
  • Oscar “Chiche” Hernández: Delegierter von Siderar
  • Eduardo Ayala: Delegierter des Grafik-Unternehmens Donneley (Ex-Atlántida)
  • Carlos Artacho: Delegierter der FOETRA Buenos Aires (Telefongesellschaft)
  • Carlos Platkovsky y Eduardo Lusa: Mitglieder der Vetrauenskörperschaft von APA (Flugtechnik) von LAN Argentina
  • Ernesto Bustos: Delegierter von IOMA La Plata
  • Graciela Frañol: Delegierte ATEN Neuquén (DozentInnen)
  • Ana Laura Lastra: Betriebsrätin von ATE-INDEC
  • Barbara Acevedo: Delegierte des Krankenhauses Garrahan
  • Carlos Musante, César Gomez, Gabriela Macuada, Ariel Iglesias: Delegierte von SUTEBA (Lehrende aus der Provinz Buenos Aires)
  • Juri Fernández: Arbeiter bei Brukman (Kooperative 18. Dezember), Enteignete Fabrik nach dem Kampf der ArbeiterInnen
  • Ernesto González: Mitglied der Kooperative Chilavert, Druckerei, die von den ArbeiterInnen verwaltet wird
  • Franco Villalba: Delegierter des Betriebsrates von ALICORP (Seifenhersteller)
  • Leandro Sorbías: Delegierter des Betriebsrates RUB, Regierung der Stadt Buenos Aires
  • Gustavo de Biase: Delegierter von Vialidad Nacional
  • Christian Castillo: Führungsmitglied der Partei der Sozialistischen ArbeiterInnen. Ex-Kandidat als Vizepräsident von der Front der Linken und ArbeiterInnen
  • Myriam Bregman: CEPRODH – Zentrum der Akademiker für die Menschenrechte und Ex-Kandidatin für die Regierung der Stadt Buenos Aires für die Front der Linken und ArbeiterInnen
  • Andrea D’Atri: Führungsmitglied der Partei der Sozialistischen ArbeiterInnen und Gründerin von Pan y Rosas (Frauengruppierung Brot und Rosen)
  • Jenny Wainberg: Generalsekretärin des Zentrums für Philosophie und Literatur von der Universität Buenos Aires, Führungsmitglied der Jugend der PTS
  • Jessica Calcagno: Ex-Präsidentin des Zentrums der Studierenden der Sozialwissenschaften der Universität Buenos Aires
  • Patricio del Corro: von der universitären Gruppierung En Clave Roja
  • Jugend der PTS

UnterzeichnerInnen aus Brasilien:

  • Diana Assunção, Gewerkschaft der ArbeiterInnen der Universität von Sao Paulo
  • Claudionor Brandão, Gewerkschaft der ArbeiterInnen der Universität von Sao Paulo
  • Marcelo Pablito, Gewerkschaft der ArbeiterInnen der Universität von Sao Paulo
  • Domenico Colaccico, Gewerkschaft der ArbeiterInnen der Universität von Sao Paulo

UnterzeichnerInnen aus Spanien:

  • Miguel Martínez, Koordinator des Bereichs Eisenbahnen der CGT Aragón
  • David Moreno Marco und Luis Luño Cantín, für die Gewerkschaftsgruppe der CGT bei Johnson Controls
  • José Luis Sicilia, für für die Gewerkschaftsgruppe der CGT bei Correos Zaragoza
  • Asier Ubico, für die Gewerkschaftsgruppe der CGT bei Telepizza Zaragoza

Solidarische Grüße aus Frankreich:

Genossinnen und Genossen,

ich schicke diese Worte der Solidarität an die Kolleginnen und Kollegen der Fabrik Neupack, die sich seit 4 Monaten im Streik befinden und um einen Tarifvertrag kämpfen. Ich begrüße diesen wertvollen Streik und ich hoffe, dass Sie gewinnen werden.
Es ist ermutigend, zu sehen, dass sich selbst in Ländern wie Deutschland, wo die KapitalistInnen und ihre Regierungen große arbeitsrechtliche Rückschritte durchsetzen, die Arbeiterinnen und Arbeiter zu erheben beginnen.

  • Manu Georget, Ex-Anführer der CGT bei Philips Dreux (Fabrik, die in Anbetracht der Werksschließung für kurze Zeit unter ArbeiterInnenkontrolle weitergeführt wurde) und Mitglied der Revolutionären Kommunistischen Strömung (CCR) der Neuen Antikapitalistischen Partei (NPA)
  • Vincent Duse, für die Gewerkschaftsgruppe der CGT bei PSA Mulhouse

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