Leipzig: Lesekreis „Staat und Revolution“
Klasse Gegen Klasse startet einen marxistischen Lesekreis zu Lenins Klassiker "Staat und Revolution" in Leipzig, der Wiege der deutschen Arbeiter:innenbewegung.
Wer heute nach Alternativen zum Kapitalismus sucht, kommt an „Staat und Revolution“ von Vladimir I. Lenin nicht vorbei. Dieses kurze Buch ermöglicht den Leser:innen einen leichten Einstieg ins marxistische Denken und bietet Erklärungsansätze über den Charakter des bürgerlichen Staates, seiner Funktion im Kapitalismus und diskutiert, wie er gestürzt und womit er ersetzt werden kann.
Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen – der zunehmenden globalen Blockkonfrontation, der damit einhergehenden massiven Aufrüstung, deren Kehrseite Sparzwang an Unis, im Gesundheitssystem und bei der Rente ist, und dem Genozid in Gaza, den der deutsche Staat weiterhin mittels Zensur und brutaler Polizeigewalt deckt – wollen wir „Staat und Revolution“ als Grundlage für aktuelle politische Diskussionen lesen. Dabei wird neben der theoretischen Aneignung marxistischer Grundlagen die Frage im Zentrum stehen, wohin die bürgerliche Staatenwelt in Zukunft gehen wird und wie die Linke hierzulande und international darauf antworten sollte. Auch wird der Lesekreis thematisieren, ob und wie ein Übergang zum Sozialismus im 21. Jahrhundert möglich ist.
„Staat und Revolution“ wurde zu einer Zeit geschrieben, in der mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges viele Linke dazu übergingen, die imperialistischen Ambitionen ihrer eigenen Staaten offen zu unterstützen. Sie versuchten der Arbeiter:innenklasse weiszumachen, dass man mit einer Reformierung des eigenen Staates den Sozialismus erreichen könnte. Lenin hingegen wies diesen strategischen Ansatz mit aller Härte zurück und argumentierte, dass der Sozialismus nur im Kampf gegen den bürgerlichen Staat erreicht werden könnte. Der Staat ist laut Lenin nämlich kein überparteilicher Schiedsrichter, sondern ein Werkzeug in den Händen der herrschenden Klasse, um die reibungslose Ausbeutung der Arbeiter:innen zu organisieren und sie im Kriegsfall als Menschenmaterial für die Profite der Kapitalist:innen in den Schützengraben zu zwingen. Auch heute wollen uns Merz und Pistorius wieder „kriegstüchtig“ machen; etwas Aktuelleres könnte man also wohl kaum lesen.
Leipzig ist als Ort für die Abhaltung eines solchen Lesekreises genau richtig, denn die Stadt ist die Wiege der deutschen Arbeiter:innenbewegung. 1863 entstand hier die erste deutsche Arbeiter:innenpartei der „Allgemeine Deutsche Arbeiterverein“ (ADAV), angeführt von Ferdinand Lassalle, die sich 1875 zur späteren SPD vereinigen sollte. Die Leipziger SPD und ihr damaliges Zentralorgan die „Leipziger Volkszeitung“ stand in der Partei immer auf der äußersten Linken. 1913 sprach Rosa Luxemburg im Leipziger Felsenkeller über die Gefahr eines Weltkrieges. Ihre unsterblichen Worte: „Solange das Kapital herrscht, werden Rüstungen und Kriege nicht aufhören“ sind heute vor dem Gebäude in den Gehsteig eingelassen. Im April 1917 waren es Leipziger und Berliner Arbeiter:innen, die es zuerst wagten gegen den Weltkrieg zu streiken. An diese antimilitaristische Tradition will der Lesekreis heute anknüpfen.
Wir freuen uns über alle, die in Leipzig und Umgebung Lust haben, sich mit uns weiterzubilden und all diese Fragen intensiv zu diskutieren. Die erste Sitzung des Lesekreises findet am 26. Oktober um 16 Uhr statt. Gemeinsamer Treffpunkt ist die Eisenbahnstraße 7, 04315 Leipzig auf dem Gehsteig vor dem Haus.
Der Lesekreis wird organisiert von der Revolutionären Internationalistischen Organisation, Herausgeberin von Klasse Gegen Klasse.