Kenia 2025: Teil des weltweiten Aufstands gegen den Kapitalismus

01.07.2025, Lesezeit 4 Min.
1
Foto: Mwivanda Gloria / Shutterstock.com

In Kenia erhebt sich die Jugend erneut gegen imperialistische Ausplünderung, Korruption und Repression.

Was mit dem geplanten Finanzgesetz begann, hat sich am 25. Juni 2025  zum wiederholten Male in einen landesweiten Aufstand verwandelt. Tausende, vor allem Schüler:innen, Studierende und prekär Beschäftigte protestierten gegen die Regierung von William Ruto, gegen Armut, Korruption und Repression. Die Polizei reagiert mit scharfer Munition. Mindestens 16 Tote – wieder. Wie schon 2024, als 60 Menschen erschossen wurden, nachdem Protestierende das Parlament stürmten und hunderttausende Menschen Nairobis Straßen füllten. Aufgrund der Aufstände und des politischen Drucks zog Ruto letztes Jahr Teile des einschneidenden Finanzgesetzes wieder zurück.

Die Proteste in Kenia sind kein isoliertes Ereignis – sie sind Ausdruck einer weltweiten Krise des Kapitalismus. Ob in Argentinien, Serbien, Sri Lanka, Bangladesch, Nigeria oder Frankreich: Überall erhebt sich die Jugend gegen steigende Lebenshaltungskosten, autoritäre Regime und das Diktat der Schulden. Die kapitalistische Welt befindet sich in einem tiefen historischen Widerspruch, stark gekennzeichnet durch Inflation, Überschuldung, soziale Spaltung und zunehmende Repression. 

In den abhängigen Ländern des sogenanten „globalen Südens“, wird diese Krise auf dem Rücken der arbeitenden und armen Massen besonders brutal ausgetragen. Die Aufstände in Kenia stehen exemplarisch für den Beginn einer neuen Periode internationaler Klassenkämpfe, die sich an allen Teilen immer weiter zuspitzen.

Präsident William Ruto, der mitverantwortlich für einen Völkermord ist und sich zudem schwerwiegender Wahlmanipulation schuldig gemacht haben soll, heute das höchste Staatsamt bekleidet und scheinheilig versprach, für die Armen zu regieren. Hat sich logischerweise als Diener des international Finanzkapitals entpuppt. Statt Wohlstand für die Massen bringt sein Regime Sozialabbau, Steuererhöhungen und Polizeigewalt. Alles im Namen des „Schuldenabbaus“ – eine Euphemismus der den eigentlichen Charakter der Ausplünderung verschleiert – für ein System, das längst bankrott ist. Die Hälfte des Staatshaushalts verschwindet in Zinszahlungen an den IWF und andere ausländische Gläubiger, während die Zukunft für die Jugend Arbeitslosigkeit bedeutet.

Die Proteste waren  nicht ausschließlich ein Kampf gegen die Kontrolle durch den IWF, sondern hatten auch eine großen feministischen Charakter. Viele der Protestierenden  sind und waren vor allem Frauen, die gegen die Erhöhung der Kosten für Periodenprodukte, Lebensmittel und Hygieneartikeln kämpften. Denn die kenianischen Frauen spielen eine vitale Rolle in der Agrarkultur Kenias und sind verantwortlich für ca. 70–80 Prozent der Lebensmittelproduktion, vor allem in der Landwirtschaft.

Der kenianische Staat repressiert die Protestbewegung durch Polizeigewalt, Verbote und politische Verfolgung. Bei den aufflammenden Demonstrationen in 2025 wurde ein Verbot für Fernseh- und Radiosender erlassen, live von den Protesten zu berichten. Oppositionspolitiker:innen sowie Medienverbände versuchten dies durch einen Gerichtsbeschluss zu verhindern, scheiterten jedoch. Weitere Kommunikationsblockaden sowie Internet-Shutdowns sind eine weitere Form, wie der Staat die Medien beziehungsweise die Massen kontrolliert. Denn das Internet war ein wichtiges Mittel, das die Jugend in Kenia 2024 genutzt hat, um Massenproteste zu organisieren und weltweit darüber zu berichten.

Was als Widerstand gegen ein Finanzgesetz begann, ist längst zu einem explosiven Ausdruck des Klassenkampfes, der sich direkt gegen die pro-imperialistische Regierung richtet, geworden. Es ist der spontane Aufschrei einer jungen, prekarisierten Generation, die die Diktatur des Kapitals satt hat. Ihre Wut richtet sich gegen das korrupte Bündnis aus Staat, IWF und einheimischer Bourgeoisie und gegen alle, die Profit und Schuldendienst über Leben, Brot und Würde stellen. Die Jugend Kenias hat gezeigt, dass sie sich nicht länger vom kapitalistischen Elend unterdrücken lässt. 

Was jetzt nötig ist, ist eine politische Perspektive, die die Kämpfe vereint –  angeführt von der Arbeiter:innenklasse, die als einzige in der Lage ist eine revolutionäre Bewegung zusammen mit der Bäuer:innenschaft, der Jugend und  der Frauen  gegen Ruto, gegen den IWF und gegen den  das gesamte  imperialistische System zum Sieg zu führen. Mit den Forderungen, dass alle ausländischen Schulden gestrichen  werden, sämtliches ausländisches Privateigentum unter Arbeiter:innenkontrolle zu verstaatlichen und dass der IWF zerschlagen wird. Mit einer Planwirtschaft welche die Agrarwirtschaft zugunsten der gesamten Bevölkerung ausrichtet und alle Schlüsselindustrien sich in den Händen der Arbeiter:innen befinden. Diese Bewegung muss internationalistisch, antikapitalistisch und sozialistisch sein. Denn der Kampf in Nairobi ist Teil eines globalen Kampfes – ein Kampf für die sozialistische Zukunft in Kenia und auf der gesamten Welt.

Mehr zum Thema