Hitzewelle: Nicht nur ein weiterer Todesfall, sondern ein sozialer Mord

01.07.2025, Lesezeit 4 Min.
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Symboldbild. Foto: Summer Paradive/Shutterstock.com

Die Hitzewelle in Südeuropa mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius bedroht Menschenleben. In Barcelona ist eine Mitarbeiterin des städtischen Reinigungsdienstes von Barcelona am Samstag nach ihrer Schicht gestorben. Handelt es sich um einen Hitzschlag, der auf kapitalistische Nachlässigkeit zurückzuführen ist?

Nach Angaben der Gewerkschaft UGT begann sich die Beschäftigte nach ihrer Ankunft zu Hause unwohl zu fühlen und brach kurz darauf zusammen. Die Gewerkschaft fordert eine Untersuchung des Vorfalls und hat eine Mitteilung an die Belegschaft des Reinigungsunternehmens verschickt, „um daran zu erinnern, dass sie äußerste Vorsicht walten lassen und die Protokolle während der Hitzewelle befolgen sollen.” 

Sie arbeitete in der Zeit der höchsten Temperaturen, in der von körperlicher Arbeit im Freien abgeraten wird.

Nach Bekanntwerden ihres Todes hat sich die Stadtverwaltung darauf beschränkt, ihr Bedauern über „den Tod der Angestellten” auszudrücken und „ihren Angehörigen und nahestehenden Personen” ihr Beileid auszusprechen. Die Fraktion Junts (Junts per Catalunya, „Zusammen für Katalonien“, katalanisch-separatistische Partei) schrieb in den sozialen Netzwerken, dass „alle notwendigen Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Unversehrtheit“ der Arbeiter:innen zu gewährleisten. Und Daniel Sirera, Vorsitzender der Fraktion der PP (Partido Popular, konservative Volkspartei), forderte „die Aufklärung der Ursachen. Falls es sich um einen Hitzschlag bei der Arbeit handelt, müssen Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen und Maßnahmen ergriffen werden, damit so etwas nicht wieder passiert.“

Einige Nachrichten enthielten abstrakte Hinweise auf einen möglichen Hitzschlag, als ob die Ausbeutung und prekären Arbeitsbedingungen der Beschäftigten mit den schlechtesten Arbeitsbedingungen keine entscheidenden Faktoren für ihren Tod wären.

In die gleiche Richtung ging auch das Vorgehen des Unternehmens, das am Sonntag, wenige Stunden nach dem Tod der Arbeiterin, einen Vortrag über den Umgang mit Hitze hielt. Dies ist ein Beispiel für die Nachlässigkeit der Konzerne, mit denen große Reinigungsunternehmen in Absprache mit den Stadtverwaltungen handeln, indem sie ihnen kommunale Dienstleistungen zusprechen, um sich auf Kosten der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu bereichern.

Die FCC, die im Stadtteil Ciutat Vella diesen kommunalen Reinigungsdienst verwaltet, wurde 2017 wegen Betrugs in Höhe von 3,3 Millionen Euro bestraft, weil sie die Abfallmenge gefälscht und mehr Personal angegeben hatte, als tatsächlich für den Dienst eingesetzt wurde.

Mit dem Tod der städtischen Angestellten, die möglicherweise von der Hitzewelle mit Temperaturen um die 40 Grad in der gesamten Region Barcelona betroffen war, stehen wir zweifellos vor einem neuen sozialen Verbrechen, das das Ergebnis der neoliberalen Politik der Unternehmen und ihres kapitalistischen Strebens nach Bereicherung sowie der Komplizenschaft der Institutionen ist.

Eine 2022 veröffentlichte Studie des Instituto de Salud Carlos III zeigte, dass von allen Faktoren, die die Auswirkungen von Hitzewellen auf die Gesundheit der Menschen beeinflussen, die sozioökonomischen Faktoren am entscheidendsten sind: Mit anderen Worten, Hitzewellen sind eine Klassenfrage.

Angesichts der kapitalistischen Irrationalität in einer Zeit, in der die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit immer deutlicher werden, ist es dringender denn je, eine soziale Bewegung auf die Beine zu stellen, die für ein Programm der Arbeiterklasse kämpft.

Ein Programm zur Abschaffung der millionenschweren Gewinne der Unternehmen und deren Verwendung zur Verbesserung der Grundversorgung und gleichzeitig zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Arbeiter:innen, einschließlich Maßnahmen wie der Rückführung dieser Dienstleistungsbereiche in staatliches Eigentums, der Aufstockung des Personals und der Umverteilung der Arbeitszeiten auf alle bei Arbeitszeitverkürzung mit gleichbleibendem Lohn. 

Dieser Artikel erschien zunächst am 30. Juni in unserer spanischen Schwesterzeitung Izquierda Diario.

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