CSD im Osten: Pride verteidigen gegen AfD und Co.

23.06.2025, Lesezeit 5 Min.
1
Foto: Maxi Schulz

Rund 2000 Menschen waren am Samstag auf dem CSD in Eberswalde. Viele kamen auch zur Unterstützung aus anderen Städten. Auch eine Genossin aus der jungen GEW war dabei.

“Als Gewerkschaftsjugend mischen wir uns selbstverständlich in den Kampf gegen Rechts ein“, erklärte Maxi, angehende Lehrerin aus der jungen GEW Berlin auf dem CSD in Eberswalde. Maxi war eine der über 2.000 Personen, darunter auch weitere Kolleg:innen aus den Gewerkschaften, die zur Verteidigung des CSD’s in die ostdeutsche Stadt gefahren waren. Auch Widersetzen, Die Linke, diverse Antifa-Strukturen, etliche queere Vereine und Strukturen sowie Studis gegen Rechts waren vor Ort. Grund dafür waren vor allem die rechten Angriffe von Nazis auf die CSD’s im Osten im letzten Jahr, sowie die Angriffe und Drohungen aus diesem Jahr wie zuletzt in Bad Freienwalde. Außerdem hatte die AfD ein Stadtfest als Gegenveranstaltung für diesen Tag angemeldet.

Letztendlich waren jedoch viel mehr Unterstützende vor Ort als Rechte. Der diesjährige CSD war der größte aller Zeiten, was insbesondere den Menschen aus lokalen Strukturen viel Mut und Hoffnung gibt. Der Demozug konnte kämpferisch und ohne große Störungen laufen. Auch viele Anwohner:innen solidarisierten sich, indem sie aus den Fenstern winkten, jubelten oder Pride-Flaggen schwenkten.

In vielen Reden wurde betont, dass Prides kämpferische Demonstrationen statt reinen Partys sein müssen. So nahm etwa Studis gegen Rechts auf die radikale Tradition von Stonewall Bezug. Vor allem der Rechtsruck in Deutschland und international und die damit einhergehenden Angriffe auf die Rechte queerer Personen wurden oft thematisiert. Insbesondere der Anstieg rechter Gewalt und die Angst vor einer Rückkehr der Baseballschlägerjahre dominierten die Reden. Hierzu wurde aber klar betont, dass diese Situation nicht automatisch eintreten muss und die Möglichkeit besteht dem entgegenzuwirken. Genauso wurde aber auch Bezug genommen auf die neue Regierung und den Kanzler Friedrich Merz, die den rechten Kulturkampf mit vorantreiben. Am Ende der Demonstration betonte ein:e Redner:in auch die eigene Perspektive als geflüchtete queere Person und hob hervor, wie stark die Angriffe auf Geflüchtete in Deutschland sind. Gerade für queere Personen, die nach Deutschland mit der Erwartung flohen, Schutz vor Unterdrückung zu finden, sei die derzeitige Situation eine große Herausforderung.

Maxi aus der jungen GEW war jedoch die einzige, die auch die zunehmende Militarisierung in Deutschland klar ansprach. Zurecht, denn die Aufrüstung im Bund hat auch eine Welle an Kürzungen in den Bundesländern zur Folge, die vor allem auch queere und feministische Projekte gefährden. So wurden in Berlin beispielsweise dieses Jahr Beratungsstellen für queere Jugendliche und deren Angehörige gestrichen. Doch nicht nur das. „Mit der Kriegsertüchtigung werden auch konservative Geschlechternormen wieder gestärkt. Deshalb sagen wir als junge GEW: Geld für Bildung und queere Projekte statt Bomben“, betonte Maxi nochmal am Ende ihrer Rede. Auch nahm sie unter Jubel aus dem Demozug Bezug auf die gleichzeitig stattfindende Demonstration in Berlin gegen den Genozid in Palästina, aber auch auf die Proteste in den USA gegen Trumps rassistische Abschiebepolitik.

Dass sich Gewerkschafter:innen und Beschäftigte mit Kämpfen für queere Befreiung solidarisieren, ist essentiell. Nicht nur sind viele von ihnen selbst Teil derer, deren Leben gerade angegriffen werden. Aber noch viel wichtiger: Sie sind es, die die Gesellschaft mit ihrer Arbeit täglich am Laufen halten. Deshalb sind auch nur sie es, die durch Streiks diese Welt zum Stillstand bringen können und somit ein besonders effektives Druckmittel für das Erkämpfen von Rechten und besserer Versorgung in der Hand halten. Queere Befreiung und Klassenkampf gehen also Hand in Hand. Umso wichtiger wird es sein, dass in den kommenden Monaten wo mit noch größeren rechten Mobilisierungen gegen Pride, wie vergangenes Jahr in Bautzen zu rechnen ist, dass gewerkschaftliche und linke Strukturen antifaschistischen Selbstschutz organisieren und den Kampf für queere Befreiung entgegen der Angriffe von Merz, AfD und Co. fortführen. Konkret bedeutet das insbesondere, dass wenn Rechte sagen „Ganz Bautzen, Eberswalde oder wo auch immer hasst den CSD“, die örtlichen Gewerkschaften in den Betrieben aufklären und Kampagnen organisieren müssen. Sie können die Kolleg:innen dazu bringen, sich solidarisch zu zeigen. Sie können auch Komitees gründen, um gemeinsam mit weiteren Akteuren Schutz durch Masse und Aktionen gegen die Angriffe der Rechten zu schaffen. 

Du willst mit uns für queere Befreiung und gegen Rechts mit einer internationalistischen Perspektive auf die Straße gehen? 

Dann komm am 26. Juli mit zur Internationalistischen queer Pride (IQP) in Berlin. Weitere Informationen folgen.

Mehr zum Thema