Aufstände und Tote im Irak

31.10.2019, Lesezeit 2 Min.
Gastbeitrag

Auch im Irak gibt es seit Wochen Unruhen. Die Forderungen der Demonstrierenden in Bagdad ähneln denen in Santiago de Chile. Ein kurzer Bericht zu den letzten Tagen von Ammar Almayali, Mediendesigner und politischer Aktivist.

1

Bei Protesten gegen die Regierung im Irak sind erneut mehrere Menschen getötet worden. Allein in der im Zentrum des Landes gelegenen mehrheitlich schiitischen Stadt Kerbela starben in der Nacht zum Dienstag Sicherheitskreisen zufolge mindestens 30 Menschen. Außerdem seien 865 Personen verletzt worden.

In Bagdad und den übrigen südlichen Provinzen des Irak protestieren seit dem 1. Oktober immer wieder Zehntausende gegen die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage des Landes und die Ausbreitung von Korruption und Arbeitslosigkeit. Die irakische Menschenrechtskommission gab am Samstagabend, dem 26. Oktober, bekannt, dass allein in den letzten zwei Tagen der Demonstrationen 63 Menschen getötet und 2592 verletzt wurden.

Die Forderungen der Demonstrant*innen erreichten den Rücktritt der Regierung von Adel Abdul Mahdi, die Bildung einer Übergangsregierung und vorgezogene Wahlen. Die Demonstrant*innen verurteilten auch die iranische und saudische Einmischung in den Irak.  Sicherheitskräfte setzten diese Demonstrationen extremer Gewalt aus. Außerdem wurden viele Demonstrierende festgenommen und das Internet abgeschaltet. Inzwischen gehen die Proteste auch gegen die religiöse Elite des Landes. Es werden Forderungen nach einer Trennung von Staat und Religion immer lauter. Weiterhin fordern die Demonstrierenden unter anderem eine staatliche Strom- und Trinkwasserversorgung, eine funktionierende Gesundheitsversorgung und eine bessere Finanzierung der Bildung.

1

1

Ausgangssperre in Bagdad verhängt

Es sind die tödlichsten Unruhen im Irak seit dem Ende des Bürgerkriegs gegen den IS im Dezember 2017. Ein Schwerpunkt der Demonstrationen ist Bagdad, wo die Sicherheitskräfte am Montag nach vier aufeinanderfolgenden Protesttagen hart gegen Student*innen und Schüler*innen vorgegangen waren.

Angesichts der andauernden Besetzung des Bagdader Tahrir-Platzes durch Tausende Demonstrant*innen verhängte die irakische Armee am Montag eine nächtliche Ausgangssperre für die Hauptstadt. Diese gelte „bis auf weitere Anordnung“ für die Zeit von Mitternacht bis sechs Uhr, hieß es in einer Mitteilung der Armee.

Mehr zum Thema