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„Schüler*innen und Studierende sollen in ganz Deutschland auf die Straße gehen“

18.01.2016, Lesezeit 4 Min.
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SCHULSTREIK! Ein bundesweiter Aktionstag gegen Rassismus und rechte Hetze ist für den 28. April geplant. Ein Interview mit Swantje (17), Schülerin am Sportgymnasium Magdeburg und aktiv bei den Students Against Racism.

Die Gruppe „Students Against Racism“ aus Magdeburg hat sich an einer Konferenz in Berlin beteiligt, auf der beschlossen wurde, zu einem bundesweiten Schulstreik aufzurufen. Was habt ihr vor?

Wir waren rund 40 Aktivist*innen aus verschiedenen Städten, und wir haben uns vorgenommen, ein Zeichen gegen Rassismus und für grenzenlose Solidarität zu setzen. Am 28. April sollen Schüler*innen und Studierende in ganz Deutschland auf die Straße gehen. Das Bündnis heißt Jugend gegen Rassismus.

Bei dem Treffen haben wir konkrete Forderungen aufgestellt: Wir fordern volle Rechte für alle Menschen in diesem Land und die Öffnung der Grenzen. Dazu fordern wir das Recht auf Arbeit und gewerkschaftliche Organisierung für Geflüchtete. Uns geht es auch um die Ursachen der Flucht. Wir wollen das Ende aller Kriegseinsätze der Bundeswehr und den Stopp der Rüstungsexporte.

Wie wollt ihr in weniger als vier Monaten einen bundesweiten Ak­tionstag auf die Beine stellen?

Wir versuchen es einfach. Durch vorherige Aktionen haben wir ziemlich gute Kontakte zu vielen begeisterten Schülern und Studierenden sowie zur linken Szene. Wir müssen das nicht allein schaffen. Wir mobilisieren so gut wir können in Magdeburg und Umgebung. Andere Bündnisse nutzen ihre Möglichkeiten auch. In den letzten Monaten gab es Schulstreiks gegen Rassismus in Berlin, Hamburg, Bremen, Frankfurt am Main und weiteren Städten. Wir müssen das vernetzen, dann wird das schon.

Was für Aktionen habt ihr in Magdeburg bisher gemacht?

Die AfD und andere rechte Gruppierungen sind in unserer Stadt leider sehr aktiv. Deswegen sind wir bei den Protesten gegen den örtlichen Pegida-Ableger „Magida“ dabei. Aber wir unterstützen zum Beispiel auch Willkommensfeste für Geflüchtete. Unsere Highlights waren bisher unsere drei eigenständig organisierten Schüler*innendemos. Die letzte am 16. Dezember war die bisher größte und tollste: 750 junge Menschen nahmen teil. Denn wir wollen eine Zukunft, in der Rassismus und rechte Hetze keinen Platz finden.

Wie habt ihr euch als Schüler*innen zusammengefunden, um politische Aktionen zu organisieren – warum nicht einfach Kleiderspenden?

Als vor knapp einem Jahr Pegida in Dresden viel Zulauf bekam, dauerte es nicht lange, bis es auch in Magdeburg rechte Aufmärsche gab. „Magida“ machte die rechte Szene hier wieder salonfähig. Anfangs gab es viel Gegenprotest. Als dieser abflaute, haben wir entschieden, selber aktiver zu werden. Denn was nutzen Kleiderspenden, wenn sich Geflüchtete nicht auf die Straße trauen können?

Deshalb organisierten wir unsere erste Schüler*innendemo. Dafür haben wir vor den Schulen plakatiert und geflyert. Auch Lehrer*innen haben in ihren Klassen dafür geworben. Wir wollten nicht nur demonstrieren. Wir wollten mehr junge Menschen motivieren, sich einzubringen. Wir wollten frischen Wind in die linke Szene Magdeburgs bringen.

Die „Magida“- und AfD-Menschen behaupten, sie wären für die Zukunft der Kinder auf der Straße. Das akzeptieren wir nicht! Mit ihrem Rassismus werden sie nicht unsere Zukunft verbessern. Wie die aussehen soll, wissen wir selbst am besten.

Aus unserem lockeren Demozusammenschluss wuchs ein festes Team von tollen Menschen. Wir können uns aufeinander verlassen und unsere Ideen gemeinsam auf die Straße tragen. Außerdem entstanden wirklich gute Freundschaften.

Magdeburg hat eine starke rechte Szene. Habt ihr als antirassistische Aktivist*innen da keine Angst?

Na klar haben wir manchmal Angst – oder zumindest ein ungutes Gefühl im Bauch. Wir wissen, dass wir in der rechten Szene keine Unbekannten sind. Es gab Drohungen, viele von uns wurden angepöbelt, verfolgt oder sogar körperlich angegriffen.

Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern. Ganz im Gegenteil. Diese Hetzreden erinnern uns immer wieder daran, wofür wir uns einsetzen. Wir wollen und können uns nicht damit abfinden, dass rechte Idiot*innen durch unsere Straßen laufen. Wenn wir anfangen zu resignieren und den Kopf in den Sand stecken, lassen wir zu, dass rechte Idioten unsere Zukunft gestalten. Die wollen wir aber in die eigenen Hände nehmen – und der bundesweite Schulstreik am 28. April soll ein weiterer Schritt in die Richtung sein.

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