Solidarität mit dem Tarifkampf der IG Metall!

07.05.2012, Lesezeit 5 Min.
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Wir, Studierende und SchülerInnen aus Berlin und Potsdam, erklären uns solidarisch mit dem aktuellen Tarifkampf der IG Metall. In einer Zeit, in der die Perspektiven für die lohnabhängige Bevölkerung in ganz Europa immer schlechter werden, sind Kämpfe um die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen entscheidend. Das gilt natürlich besonders in den Sektoren, die am meisten von der Krise betroffen sind. Es gilt vor allem auch in den wirtschaftlich stärksten Branchen wie der Metall- und Elektroindustrie, wo die KapitalistInnen seit Jahren unglaubliche Profite einfahren, während die Gewerkschaften bitte „Lohnzurückhaltung“ üben. Kämpfe wie dieser können ein Signal sein, das die Kampfbereitschaft der gesamten ArbeiterInnenbewegung erhöht.

Selbst in der Metallbranche greift die Prekarisierung immer weiter um sich, Leiharbeit und massive Lohnunterschiede für gleiche Arbeit sind inzwischen auch hier Alltag. Aus diesem Grund solidarisieren wir uns insbesondere auch mit dem Kampf der LeiharbeiterInnen und der Auszubildenden. Denn auch wir erleben schon jetzt ähnlich prekäre (oder noch schlimmere) Zustände in der Bildung, in Nebenjobs und Praktika. Und ebenso, sobald wir vollständig in den Arbeitsmarkt eintreten (müssen).

Wir unterstützen bedingungslos den Kampf der Auszubildenden für die unbefristete, sofortige Übernahme nach dem Ende ihrer Ausbildung. Der Kampf, den sie führen, ist beispielhaft für alle Kämpfe gegen Prekarisierung, der auch wir SchülerInnen und Studierende immer stärker ausgesetzt sind.

Im Bereich der Leiharbeit müssen wir leider feststellen, dass die IG Metall-Führung den Kampf viel zu halbherzig führt: Die Kampagne für „faire Leiharbeit“, also für bessere „Mitbestimmung“ bei der Entscheidung, wie Leiharbeit eingesetzt wird, mag die Ausbreitung des Phänomens vielleicht etwas abmildern, aber die grundlegende Frage der schlechteren Arbeitsbedingungen, der Spaltung der Belegschaften in KollegInnen „erster“ und „zweiter“ Klasse, wird dadurch nicht angegangen. Wir glauben dagegen, dass Leiharbeit abgeschafft werden muss, und die bisherigen LeiharbeiterInnen unbefristet in die Stammbelegschaften übernommen werden müssen. Auch wenn der Metallsektor von dieser Problematik nicht am meisten betroffen ist, ist die Schlussfolgerung doch wichtig: Wenn sich sogar hier Leiharbeit und Prekarisierung durchsetzen, wie soll es dann erst in den restlichen Branchen aussehen? Aus diesem Grund denken wir, dass der Kampf für die Abschaffung von Leiharbeit hier beginnen muss.

Mit Bonuszahlungen wurde inzwischen die Illusion einer Gewinnbeteiligung geschaffen. Doch diese Bonuszahlungen ermöglichen es den KapitalistInnen nur, längerfristig verpflichtende Reallohnerhöhungen und die damit verbundenen Sozialabgaben zu sparen. Unterm Strich profitiert also nur die Unternehmensführung. Die ArbeiterInnen müssen durch diese Bonuszahlungen sogar den Schlag einer Spaltung entgegennehmen. Nur jedeR zehnte MetallerIn kam in den Genuss dieser Zahlungen. Selbst innerhalb ein und des selben Unternehmens wurden LeiharbeiterInnen ausgeschlossen. Wir fordern dagegen Reallohnerhöhungen für alle statt vereinzelter Bonuszahlungen.

Diese Spaltung innerhalb der Metallindustrie ist nur ein lokaler Ausdruck der Spaltung der Lohnabhängigen auf europäischer Ebene. Unter den Deckmänteln von Spar- und „Rettungs-“ Paketen im Sinne einer „Wettbewerbsfähigkeit“ werden Arbeiterinnen und Arbeiter in ganz Europa gegen einander ausgespielt. Die kämpfenden ArbeiterInnen und Jugendlichen in Südeuropa haben am Ende die Politik der deutschen Regierung zum Feind. Jeden Fuß breit, den letztere in dieser Auseinandersetzung gewinnt, wird sie nur nutzen, um schließlich auch im eigenen Wirtschaftsraum Sozialkahlschläge auszuführen. Darum ist der Kampf von euch MetallerInnen ein Kampf von internationaler Bedeutung. Darum bietet gerade ein Arbeitskampf der MetallerInnen große Perspektiven für Lohnabhängige in ganz Europa.

Wenn dieser Kampf geführt wird, wird er auch im Rest Europas ein Signal sein: Selbst im Herzen der europäischen Wirtschaftsmacht BRD gibt es Proteste gegen den Status Quo. Dies ist die beste Weise, uns solidarisch zu zeigen mit den KollegInnen in ganz Europa, die die aktuelle Krise nicht verursacht haben, aber dennoch für sie zahlen sollen, insbesondere in Griechenland und Spanien. Wenn wir hier kämpfen, erkennen die KollegInnen dort: Es gibt nicht nur das Deutschland der hungrigen Banken und Konzerne. Es gibt hier auch eine arbeitende Bevölkerung die kein braver Mitläufer der Reichen ist, sondern den KrisenprofiteurInnen die Hölle heiß machen kann. Gegen die Krise gibt es keine Lösung auf der nationalen Insel, sondern nur eine gesamteuropäische. Wenn die europäische ArbeiterInnenbewegung und Jugend die Krisenkosten nicht ausbaden wollen, müssen sie sich gemeinsam wehren. Beim Kampf gegen faule Kompromisse handelt es sich nicht nur um bessere Löhne für die unmittelbar Betroffenen, sondern auch um ein Signal an alle sozialen Kämpfe in Deutschland und Europa.


Deshalb sind wir SchülerInnen und Studierende zutiefst solidarisch mit diesem Tarifkampf, und werden direkt an eurer Seite stehen, wenn der Vollstreik kommt.

  • Für die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden!
  • Für die Abschaffung der Leiharbeit und die Übernahme in die Stammbelegschaften!
  • Lohnerhöhungen für alle statt Spaltung durch Bonuszahlungen!
  • Hoch die internationale Solidarität!

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