Schüler*innen wollen Burschi-Feier stören

15.01.2016, Lesezeit 2 Min.
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EISENACH, GERMANY - MAY 24: Members of German traditional university fraternities, in German called Burschenschaften, carry torches to the Burschenschaft Monument on May 24, 2013 in Eisenach, Germany. The Burschenschaftenm, who are holding thier annual meeting in Eisenach, originated in 1815 among university students who volunteered to fight Napoleon. (Photo by Thomas Lohnes/Getty Images)

Am kommenden Montag will die Burschenschaft Thuringia die Gründung des Deutschen Reiches vor 145 Jahren feiern. Zu ihrem "Kommers" haben sie mit Flyern vor Oberschulen in Berlin-Steglitz eingeladen. Dagegen planen Schüler*innen einen Protest.

Die Schüler*innen an der Fichte-Oberschule in Berlin-Steglitz haben letzte Woche gestaunt: Vor ihrem Schultor wurden Flyer für einen Reichsgründungskommers verteilt. Die Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 jährt sich am kommenden Montag zum 145. Mal, und aus diesem Anlass lädt die Vereinigten Berliner Burschenschaft Thuringia zur Fete ein.

Aus dem Programm ist ersichtlich, dass „D“ (Damen) nicht eingeladen sind, „G“ (Gäste) aber schon. „Ho“ (hochoffiziell) ist die Veranstaltung – die eingeladenen männlichen Schüler müssen in Abendkleidung erscheinen.

Statt die Flyer mit einem Lachen wegzuwerfen, sind die jungen Menschen aktiv geworden. Die Antirassistische Jugend Südwest – ein Bündnis, das bereits im Bezirk für mehrere Schulstreiks für die Rechte von Geflüchtete mobilisierte – ruft zum Protest direkt vor dem Haus in der Schwendenerstr. 10 auf. Am Montag um 20 Uhr sollen Party und Protest gleichzeitig beginnen.

„Burschis“ mögen wie verwirrte, harmlose, anachronistische Spinner wirken. Diese Männerbunde stehen für eine zutiefst nationalistische, rassistische und sexistische Ideologie. Aber sie haben nicht nur Verbindungen zur militanten Naziszene – sie sind auch bestens mit der politischen Elite vernetzt, wie eine Recherche vom AStA der Freien Universität Berlin aufzeigt. Viele konservative aber auch sozialdemokratische Politiker gehören Burschenschaften als „Altherren“ an.

Schnell wurden die Schüler*innen auf Facebook attackiert. Andreas Galau zum Beispiel war früher stellvertretender Vorsitzender der CDU-Schülerunion. Später war er in der CDU, dann bei den Republikanern, und in der FDP. Jetzt sitzt er für die AfD im Brandenburger Landtag. Er und seine rechten Kumpanen versuchen, die Jugendlichen zu verhöhnen und einzuschüchtern.

Der Reflex der Schüler*innen ist nicht nur sehr mutig, sondern auch notwendig. An der Freien Universität Berlin, die nicht weit entfernt liegt, sind Burschis fast aus der Öffentlichkeit verbannt. Fast nie sieht man ihre seltsamen Uniformen auf dem Campus. Das ist der Grund, warum sie sich jetzt an eine Oberschule wenden. Doch diese antirassistische Jugend wird dafür sorgen, dass dieses reaktionäre Relikt aus der Vergangenheit auch nicht Fuß fassen kann!

Montag, 18. Januar, 20 Uhr, Schwendenerstr. 10, U3 Dahlem-Dorf (direkt hinter der FU Berlin)

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