Kampf gegen Entlassungen bei Kromberg & Schubert

28.02.2014, Lesezeit 4 Min.
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// Streik beim deutschen Autozulieferer Kromberg & Schubert in Argentinien //

„Können wir kurz einen Beitrag über die Entlassungen bei Kromberg halten?” Am Abend des 21. Februars wurde eine Unterhaltungssendung im argentinischen Fernsehen unterbrochen. Bei „Duro de Domar”, die live produziert wird, sprangen vier Jugendliche auf die Bühne und berichteten von den 54 Entlassungen beim Autozulieferer Kromberg & Schubert im Norden von Buenos Aires. Da der deutsche Konzern Kabelbäume für Mercedes Benz und Volkswagen produziert, trugen die Jugendlichen ein Transparent mit dem Symbol dieses Kampfes: Die Firmenlogos der beiden Autohersteller und dazwischen ein durchgestrichenes Hakenkreuz. Die Jugendlichen wiesen auch darauf hin, dass die Entlassenen mehrheitlich Frauen sind, die Familien ernähren müssten. „Die Regierung muss diesen Fall von politischen Entlassungen auf sich nehmen“, forderte die Studentin, die ihren Namen nicht sagen wollte.

Der Konflikt geht unterdessen weiter. Anfang des Jahres hatte die Firma 54 MitarbeiterInnen gefeuert – angeblich wegen eines Produktionsrückganges. Auffällig war, dass die Gekündigten an vorderster Stelle gegen Entlassungen im Vorjahr gekämpft hatten. Sie und ihre UnterstützerInnen sehen deswegen eine Verletzung elementarer gewerkschaftlicher Rechte.

Am 13. Februar hatten die von den Kündigungen Betroffenen zusammen mit einigen hundert KollegInnen von umliegenden Fabriken sowie solidarischen Studierenden alle vier Eingänge des Industrieparks Pilar blockiert. Pilar, mit rund 200 Unternehmen der zweitgrößte Industriepark in Lateinamerika, wurde ab 4.30 Uhr morgens durch Streikposten und brennende Autoreifen abgeriegelt. Bis zum Mittag kamen die Busse mit ArbeiterInnen anderer Betriebe nicht durch. Solidarität mit den Entlassenen bekundeten nicht nur andere Belegschaften, sondern auch linke Parlamentsabgeordnete, die umgerechnet fast 2.000 Euro für den Kampf gespendet haben.

„Die Arbeiter in der Fabrik fangen an, Selbstbewusstsein zu gewinnen, auch wenn sie noch keine konkreten Maßnahmen wie Streiks ergriffen haben”, sagte eine Unterstützerin. „Dieser Kampf fing mit sehr geringen Chancen an”, so die Frau. Doch dank des großen Engagements der Betroffenen hätten sie bereits zwei Monate durchgehalten. Die Auseinandersetzung gestaltet sich auch schwierig, weil die zuständige Gewerkschaft, die viele BetriebsaktivistInnen als korrupt einschätzen, auf der Seite des Unternehmens steht und hier Arbeitsniederlegungen bisher verhindern konnte. Auch hatte ein Gericht die Wiedereinstellung von zwei der 54 gekündigten Beschäftigten in ihre alten Positionen angeordnet, doch das Unternehmen verweigert seit einer Woche die Umsetzung dieses Beschlusses.

Am 24. Februar wurde Kromberg & Schubert ganztägig blockiert. Gegen Abend griff die Polizei ein. Drei ArbeiterInnen wurden laut Angaben der DemonstrantInnen schwer verletzt und einer, Maximiliano Torres, verhaftet. Nach Protesten kam er wieder frei.

Am 20. Februar hatten die Arbeiter­Innen die Straße Avenida del Libertador blockiert und waren anschließend zur deutschen Botschaft marschiert. Der Parlamentsabgeordnete Nicolás Del Caño von der Front der Linken und ArbeiterInnen begleitete sie. BRD-Botschafter Bernhard Graf von Waldersee war deshalb auch bereit, eine Delegation persönlich zu empfangen, und versprach, dass er sich mit der Firma in Verbindung setzen würde. Ihm wurde eine Liste übergeben, deren UnterzeichnerInnen – darunter der Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel und der Schriftsteller Osvaldo Bayer – die Wiedereinstellung der Entlassenen forderten.

Auch acht Mitglieder des Deutschen Bundestages haben die Solidaritätserklärung unterzeichnet, darunter Ulla Jelpke und Inge Höge von der Fraktion Die Linke. „Mit großer Sorge verfolgen wir Berichte von Entlassungen und Verfolgung” von gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten, schrieben die Abgeordneten Heike Hänsel und Niema Movassat (Die Linke) Ende vergangener Woche in einem Brief an die Konzernzentrale. „Stellen Sie bitte sicher, dass Ihre ArbeiterInnen sich frei gewerkschaftlich organisieren können und Ihr Unternehmen internationale Arbeitsrechte einhält“, heißt es im Schreiben. Noch hat die Firma auf den Brief nicht reagiert, genauso wenig wie auf Anfragen der Presse.

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