Im Gedenken an die Bolschewiki-LeninistInnen

11.01.2015, Lesezeit 4 Min.
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// Die Linke Opposition der Kommunistischen Internationale kämpfte für die sozialistische Weltrevolution und gegen den Stalinismus. //

Am 4. November 1918 begann die Revolution in Deutschland.

Ein Jahr zuvor hatte die Revolution in Russland die Räte der ArbeiterInnen, Bauern/Bäuerinnen und SoldatInnen an die Macht gebracht. Die Bolschewiki, die die russische Oktoberrevolution angeführt hatten, waren sich darüber im Klaren, dass der Sozialismus im rückständigen, agrarisch geprägten Russland nicht aufzubauen war. Nur die Ausweitung der Revolution auf Industrieländer – allen voran auf Deutschland – könnte die Grundlage des Sozialismus bilden. Deswegen waren alle Augen im roten Petrograd auf die Massenaufstände in Berlin gerichtet.

Es kam jedoch anders. Zwar kämpften Millionen ArbeiterInnen auf den Straßen Deutschlands für die Enteignung des Kapitals und die Etablierung der Rätemacht. Doch ein Bündnis der reformistischen SPD-Führung mit den proto-faschistischen Freikorps ertränkte die Revolution in Blut. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht waren nur die bekanntesten der zehn- oder hunderttausenden Opfer.

Auch in anderen Ländern wurden Revolutionen niedergeschlagen. So blieb die junge Sowjetunion isoliert. Nach den Verwüstungen des Ersten Weltkrieges folgten weitere Jahre des BürgerInnenkrieges gegen die Konterrevolution. Der Mangel im neuen ArbeiterInnenstaat war unvorstellbar. In dieser Situation konnte eine privilegierte Bürokratie ihre eigene Macht festigen, auf Kosten der Räte und der Demokratie der ArbeiterInnen.

Oberster Vertreter dieser sowjetischen Bürokratie war Josef Stalin, der statt der sozialistischen Weltrevolution auf den „Sozialismus in einem Land“ setzte. Jene Bolschewiki, die die Ideen des mittlerweile verstorbenen W.I. Lenins weiter vertraten, wurden aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und ins Exil geschickt. Bald begannen die großen Säuberungen, die praktisch alle Bolschewiki physisch vernichteten oder vertrieben.

Die Politik der stalinistischen Bürokratie wurde immer konterrevolutionärer – sie bremste die Revolution in China, unterdrückte die Massen in Spanien und schloss Pakte mit imperialistischen „Demokratien“, aber auch mit Hitler – um die eigenen Privilegien zu verteidigen.

Doch die alten Bolschewiki gaben ihren Kampf nicht auf. Im Exil, zusammen mit einer neuen Generation von RevolutionärInnen, kämpften sie zuerst als Linke Opposition innerhalb der Kommunistischen Internationale, die auch als Dritte Internationale bekannt war. Dann gründeten sie die Vierte Internationale, um das revolutionäre Programm von Marx und Lenin mit den Kämpfen der Massen zu verbinden.

Die Bolschewiki-LeninistInnen wurden auch „TrotzkistInnen“ genannt, denn ihr bekanntester Vertreter war Leo Trotzki, zusammen mit Lenin der Anführer der Oktoberrevolution. Als internationale Organisation kämpften sie gegen den Kapitalismus und auch gegen die bürokratische Degeneration der Sowjetunion. Deswegen wurden die Kader der Vierten Internationale von faschistischen, stalinistischen und „demokratischen“ Kräften gleichermaßen verfolgt.

Der Trotzkismus ist aber nicht einfach eine historische Positionierung gegen den Stalinismus. Trotzkismus bedeutet ein Programm für die politische Unabhängigkeit der ArbeiterInnenklasse von allen Formationen der Bourgeoisie, für die Selbstorganisierung der Massen in Räten im Kampf gegen den Kapitalismus.

Heute existiert die Vierte Internationale nicht in Form einer konkreten Organisation. Sie existiert aber weiter als Programm, und sammelt gewisse Kräfte in der ArbeiterInnenbewegung (siehe Beispiel aus Argentinien auf Seite 15). Auf der Grundlage dieses Programms treten wir für den Wiederaufbau der Vierten Internationale ein – und gedenken deswegen auch der Bolschewiki-LeninistInnen, die erst die Grundlage für dieses Programm geschaffen haben.

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