Gegen Befristungen!

17.02.2015, Lesezeit 3 Min.
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// AMAZON: Allein am Standort Brieselang wurden zum Jahreswechsel fast 1.000 Befristetevor die Tür gesetzt. Gegen diese Praxis regt sich langsam Widerstand. //

Amazon – Kristallisationspunkt des Klassenkampfs. Die Arbeitsverhältnisse beim Onlinehändler sind nur durch die volle Ausnutzung der Agenda 2010 möglich. Dazu gehören die legalen Praktiken der umfangreichen Befristung, die Kooperation mit Jobcentern und die damit einhergehende Subventionierung der Löhne durch den Staat.

Gerade in der Weihnachtszeit arbeiten bei Amazon mehr als doppelt so viele befristet Beschäftigte wie Festangestellte, wobei die Quote der Befristungen in den neuen Logistikzentren wie Brieselang bei Berlin sehr viel höher ist als in den alten Standorten wie Bad Hersfeld. Doch auch dort sind die Befristeten ein nicht weniger zahlreiches Heer.

Weil jedoch vor allem die Festangestellten organisiert werden können, ist die brennende Frage der Befristungen kaum im Blickfeld der Gewerkschaft. Dabei ermöglicht gerade sie eine Verbindung zur Situation in anderen Betrieben.

Das Modell Amazon

Gleichzeitig ist die Aushöhlung von Tarif­recht und gewerkschaftlicher Organisierung ein Kernelement der Politik der Geschäfts­führung von Amazon. So sehr ver.di es auch versucht, die Gewerkschaft wird nicht als Sozialpartnerin anerkannt. Damit ist Amazon Vorreiter eines allgemeinen Trends der Zurückdrängung der Vermittlungsinstanzen des klassischen Wohlfahrtsstaats, auf die die Gewerkschaften bisher keine Antwort haben.

Der Weihnachtsstreik 2014 zeigte dennoch eine neue Stufe im Kampf bei Amazon auf. Besonders interessant war dabei, dass die Beschäftigten sich zumindest punktuell über die bürokratischen Grenzen, die der Apparat ziehen wollte, hinweggesetzt haben und so beispielsweise zusätzliche Streiktage durchsetzten.

Diese Überlagerung von bestimmenden Tendenzen – voranschreitende Prekarisierung und Zurückdrängung klassischer gewerkschaftlicher Stellungen bei gleichzeitiger Entwicklung von neuen Kampferfahrungen der ArbeiterInnen – machen die Bedeutung dieses Kampfes für die Kräfteverhältnisse der Klassen in Deutschland insgesamt aus.

Am Ende in Brieselang

Ein besonderes Hindernis für den Sieg des Kampfes bei Amazon ist die Befristung, die gerade in den noch nicht im Streik befindlichen Logistikzentren wie Brieselang eine große Rolle spielt. Doch selbst dort regt sich Widerstand unter den Beschäftigten.

Im Januar begannen aktive KollegInnen dort mit einer Kampagne für Entfristungen. Gemeinsam mit solidarischen AktivistInnen wurden sowohl Aktionen im Betrieb als auch öffentlichkeits­wirksame Aktionen vor den Werkstoren, in der Berliner Innenstadt und an Universitäten gestartet. Doch auch hier entwickeln sich anfängliche Konflikte mit dem Gewerkschaftsapparat.

Gerade in solchen Situationen ist es die Aufgabe von RevolutionärInnen, die initialen Tendenzen zur Selbstorganisation voranzutreiben und aufzuzeigen, wo es notwendig ist, die von der Gewerkschaftsbürokratie gesetzten Grenzen zu überwinden. Nur so kann es gelingen, weitere Standorte in die Streikfront einzureihen – wenn es gelingt, den Kampf für einen Tarifvertrag mit dem Kampf gegen Befristungen zu verbinden.

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