Donnelley: Für die Verstaatlichung unter ArbeiterInnenverwaltung

12.09.2014, Lesezeit 6 Min.
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// Artikel von Sandro Salazar, Arbeiter der besetzten Druckerei Donnelley in Buenos Aires //

Aus dem großen ArbeiterInnentreffen am 16. August vor den Toren des von uns besetzten Donnelley-Werks, zusammen mit dem Betriebsrat von Lear, sind wir gestärkt hervorgegangen. Als wir mit Fahnen und Trommeln in den Händen die Fabrik verließen, wurden wir von Tausenden im Chor begrüßt: „Hier sind sie, das sind die, ArbeiterInnen ohne Chef!“ Die gleichen Zeilen, mit denen wir bisher die ArbeiterInnen von Zanon besungen haben. „Hört es, Donnelley und Lear – der gleiche Kampf!“ und: „Einheit der ArbeiterInnen!“ Seit Jahren kämpfen wir für die Einheit der Klasse, um diese Schlachten zu schlagen. Es war gutes Wetter am Sonntag und es half uns, mit unseren Familien und der Nachbarschaft ein Solidaritätsfestival mit Bands und StraßenmusikerInnen aus der Gegend zu begehen. Unsere Kinder guter Dinge zu sehen, sie als unsere UnterstützerInnen zu sehen, gibt uns Kraft.

Nach diesem Wochenende, an dem wir einen starken Ausdruck von Klassensolidarität erlebten, gingen wir in die zweite Woche der ArbeiterInnenselbstverwaltung. Wir druckten eine Reihe von Publikationen des Atlántida-Verlags und gingen nach harter Arbeit nach Hause. Trotz Schlafmangel und Müdigkeit kamen wir tags darauf voller Enthusiasmus und Energie zur Arbeit, wie wir es uns nie vorstellen konnten. Wir begrüßen uns jeden Tag freudig mit einer Umarmung und lösen die Probleme, die die EigentümerInnen uns hinterlassen haben. Zwischen uns entsteht eine große Kameradschaftlichkeit.

Diese Woche konnten wir mit offenen Armen viele KollegInnen empfangen, die zuvor unentschlossen waren, ob sie sich uns anschließen. Sie wurden von den Drohungen des alten Chefs und der PersonalerInnen eingeschüchtert. Dank unserer Kollegin Algira organisieren wir nun auch eine Cafeteria und eine Krankenstation selbst. Die Frauenkommission von Donnelley verbreitet unseren Kampf und sammelt Geld vor Fabriktoren, in Stadtvierteln und an Universitäten. Immer wenn Probleme anstehen, helfen sie uns, sie sind immer aktiv vor unserem Fabriktor, 24 Stunden am Tag. Es gibt GenossInnen, die dort jede Nacht mit Zelten verbringen, mit ihren Kindern. Denn ihr Platz ist bei uns im Kampf. Dank der Frauen wächst die Solidarität in den Stadtvierteln, bei FreundInnen, Studierenden und ArbeiterInnen anderer Fabriken, die uns mit Essen und Geld für den Kampffonds unterstützen.

Jeden Tag halten wir eine Vollversammlung ab. Das taten wir bereits zuvor, als die Fabrik noch unter der Diktatur des alten Chefs stand. Jetzt treffen wir uns, um die Produktion zu organisieren und über politische Lösungen zu sprechen, um unsere Jobs und die Einkommen unserer Familien zu sichern. Für uns sind das Fragen von Leben und Tod, denn für viele bedeutet der Verlust des Arbeitsplatzes, nie wieder einen neuen zu finden. Die Straße ist hart. Viele von uns sind schon älter oder haben durch die Jahre Berufskrankheiten bekommen.

Sogar Präsidentin Cristina Kirchner sagt, dass die Bankrott-Behauptung des alten Chefs Betrug ist. Deshalb verwerfen wir diese Behauptung und werden auch keinen Treuhänder anerkennen, der uns von einem Gericht geschickt wird, um die Geschäfte und Einkünfte zu regeln. Während einer Versammlung beschlossen wir einstimmig, dass der einzige Weg zum Erhalt unserer Jobs die entschädigungsfreie Enteignung des Betriebs und seine Verstaatlichung unter ArbeiterInnenverwaltung ist. Und wir schreiten voran, indem wir einen Kampfplan entwickeln, der die ArbeiterInnenverwaltung erweitert, sich mit anderen Kämpfen für die entschädigungslose Enteignung und Verstaatlichung unter ArbeiterInnenverwaltung koordiniert, die Unterstützung der Gesellschaft gewinnt und fordert, dass die Druckerei-Gewerkschaft und alle Zentralgewerkschaften einen Streik herbeiführen.

Die Regierung versucht diese Perspektive zu bestreiten. Minister Tomada behauptete, Donnelley könne nicht verstaatlicht werden, weil es kein Dienstleistungsbetrieb ist. Dieses Argument ist falsch, denn die Regierung verstaatlichte bereits die Grafikfirma Ciccone. Die Regierung und die Gewerkschaft wollen, dass wir eine private Kooperative gründen. Doch wir ArbeiterInnen wissen: Das ist keine Lösung, sondern eine Falle. In einer Kooperative müssen wir uns selbst ausbeuten. Auf dem kapitalistischen Markt können wir nicht mit multinationalen Monopolen konkurrieren, die Millionen in die neuesten Maschinen investieren können und sich durch die FAIGA vereinigen werden, um uns zu Fall zu bringen, weil wir zeigen, dass wir die EigentümerInnen nicht brauchen, um zu produzieren; dass wir eine politische Gefahr für die KapitalistInnen. Weiterhin müssen viele Investitionsgüter importiert werden und das kann uns ruinieren, sodass wir die Fabrik verkaufen müssen, wie es mit Brukman geschehen wird.

Der Verkauf an ein anderes Unternehmen ist keine Lösung. Der Geschäftsmann K. Szpolski, Eigentümer diverser Massenmedien-Unternehmen, bekundete Interesse am Kauf von Donnelley. Dafür wird er ArbeiterInnen entlassen und die Arbeitsbedingungen verändern müssen. Wir vertrauen keinen UnternehmerInnen, die bankrotte Firmen aufkaufen, nur um sie zu fleddern, wie es mit Parana Metal oder Massuh Paper Mill geschehen ist.

Als Donnelley-ArbeiterInnen wissen wir, dass dieser Betrieb profitabel ist und hohe Profite abwirft. Donnelley ist eine große Druckerei. Eine der wichtigsten des Landes. Der Staat muss sie verstaatlichen, aber unter Verwaltung der ArbeiterInnen. Wir haben bereits gezeigt, dass wir die Fabrik selbst betreiben können. Wir wollen alle Arbeitsplätze erhalten und die Gewinne in den Dienst der Gesellschaft stellen, indem wir Bücher und Journale für alle verfügbar machen, besonders für die Menschen, die wegen ihrer Armut zur Zeit keinen Zugang zu kulturellen Erzeugnissen haben.

Im Nationalkongress verabschiedeten wir gemeinsam mit der Front der Linken und ArbeiterInnen (FIT) einen Gesetzesentwurf zur entschädigungsfreien Enteignung von Donnelley und ihrer Verstaatlichung unter ArbeiterInnenverwaltung. Unser Entwurf hat bereits die Unterstützung weiterer Blocks, wie die Frente para la Victoria (FPV), el Gen, Unión Popular, und wir sammeln weiter Unterschriften. Wir wissen, dass wir eine starke landesweite Kampagne und einen Kampf auf den Straßen brauchen, um die Enteignung und Verstaatlichung zu erreichen.

Original auf Spanisch

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