Amazon: Sieg den Streiks!

30.10.2014, Lesezeit 4 Min.
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// Der Kampf für einen Tarifvertrag bei Amazon braucht Unterstützung! //

Bis zu 20 Kilometer am Tag laufen und dabei 9,55 Euro pro Stunde verdienen – damit soll nun endlich Schluss sein. Die Gewerkschaft ver.di kämpft seit Mai 2013 bei Amazon für einen Tarifvertrag. In den letzten bundesweiten Streiks im September und Oktober haben erstmals an fünf von neun Logistikzentren Tausende KollegInnen die Arbeit niedergelegt. Auch an Standorten in anderen Ländern gärt es unter den Belegschaften wegen der selben unterdrückerischen Arbeitsbedingungen: In Frankreich gab es in diesem Jahr ebenfalls einen Ausstand.

Amazon reagierte bisher mit leichten Lohnerhöhungen – jedoch verweigert das Management immer noch jegliche Gespräche über einen Tarifvertrag. Denn Amazon ist ein Konzern, der Gewerkschaften mit offener Verachtung entgegentritt. Deshalb handelt es sich bei der Auseinandersetzung nicht um einen einfachen Arbeitskampf, sondern um die prinzipielle Frage, ob multinationale Konzerne die Macht der Gewerkschaften brechen können, oder ob Gegenwehr möglich ist. Wenn das „Modell Amazon“ siegt, werden die Angriffe auf die Lebensbedingungen breiter Sektoren der ArbeiterInnen weiter zunehmen.

Kampf mit harten Bandagen

Der Kampf wird mit harten Bandagen geführt, doch die Ausweitung des Streiks kommt bisher nur langsam voran. Trotz einiger Erfolge, die in verschiedenen Werken den Organisationsgrad spürbar angehoben haben, sind immer noch nicht alle deutschen Logistikzentren im Streik. Dazu gehört auch eine demokratische bundesweite Koordinierung aller Streikaktionen, die bisher nur in Ansätzen vorhanden ist. Die internationale Koordinierung des Arbeitskampfes muss ebenfalls von den bisherigen Treffen der Gewerkschaftsführungen zu internationalen ArbeiterInnentreffen ausgeweitet werden, um einen abgestimmten Kampfplan aufzustellen und den Konzern über die Ländergrenzen hinaus lahmzulegen. Denn dieser Streik ist nicht auf die deutschen Standorte beschränkt – wir haben es mit einem globalen Kräftemessen zwischen Arbeit und Kapital zu tun.

Eine Schlüsselrolle in der Ausweitung des Streiks bildet die Schaffung schlagkräftiger Solidaritätsstrukturen. Bisher sind in Leipzig und in Kassel Solikreise von linken Gruppen und solidarischen AktivistInnen entstanden, die immer wieder Impulse setzen und den KollegInnen den Rücken stärken. Doch das ist noch lange nicht genug. Die KollegInnen von Amazon brauchen Unterstützung an jedem Standort des Konzerns und überall im Land! Amazon ist Trendsetter in der Verschärfung der Ausbeutung – das Modell wird überall in der Welt kopiert, auch hierzulande von Zalando zum Beispiel. Je ungebremster es sich durchsetzt und Schule macht, desto mehr verschlechtern sich die Voraussetzungen zur Gegenwehr, desto mehr verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen von allen. In dieser vergifteten Atmosphäre kann jedes Zeichen der Solidarität von außen einen Unterschied machen.

Um die bundesweite Solidarität voranzutreiben, werden am Wochenende vom 14.-16. November in Frankfurt am Main Streikende und UnterstützerInnen zusammenkommen, um ein bundesweites Solidaritätskomitee zu gründen, um die Anstrengungen für den Sieg der Streiks zu ballen und voranzutreiben. Wir brauchen eine breite Öffentlichkeit, um den Kampf zu stärken und die Ziele des Streiks transparent zu machen. Dieser bundesweite Zusammenschluss sollte zur Gründung lokaler Solidaritätskomitees aufrufen und konkrete Hilfestellung dazu liefern. Erfahrungen aus bisherigen Streiks und aus der bisherigen Solidaritätsarbeit können so zusammengetragen werden.

Verbindung zu anderen Kämpfen

Über die effektive Vernetzung der Solidarität für die Amazon-KollegInnen hinaus kann eine Verbindung zu anderen kämpfenden Sektoren hergestellt werden. Die Kämpfe bei der Bahn und der Lufthansa sind noch längst nicht ausgefochten, im nächsten Jahr kommt eine neue Tarifrunde im Einzelhandel und durch die schwächelnde Konjunktur kündigen sich weitere große Konflikte an. Bei den immer lauteren Rufen nach einer Beschneidung des Streikrechts müssen auch die KollegInnen von Amazon sich dieser in den Weg stellen – auch ihre Solidarität ist gefragt. Ihr Kampf ist unser aller Kampf: Dies soll bis in all die Redaktionsbüros dringen, die momentan ihre gewerkschaftsfeindliche Propaganda im ganzen Land verbreiten.

Eines ist klar: Die ArbeiterInnen müssen das Amazon-Management in die Knie zwingen – anhand der beschriebenen Situation wird deutlich, dass der Kampf mit Amazon eine weit über die Branche hinausgehende Ausstrahlung haben wird – im Falle eines Sieges, genauso wie im Fall einer Niederlage! Es stehen ohne Zweifel noch lange Kämpfe bei Amazon an. Deswegen rufen wir alle solidarischen KollegInnen, Jugendlichen und linke Gruppen dazu auf, sich an dem Aufbau einer schlagkräftigen und starken Solidaritätsbewegung zu beteiligen.

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